Roland, wie hast du dieses verrückte Jahr aus der Sicht des Aargauer Tennissports erlebt?
Der Auftakt mit unserer GV im Januar war ja noch ganz normal, aber dann gings schon ziemlich bald los. Die kantonalen Meisterschaften der Senioren und der Junioren konnten gerade noch stattfinden, ehe der Lockdown kam. Leider mussten wir alle weiteren Meisterschaften absagen. Zum Glück für den Tennissport konnten wir dann bald wieder mit Spielen beginnen. Auch unser Kadertraining mussten wir nur kurz unterbrechen. So gab es für den Tennissport im Kanton Aargau zum Glück bis jetzt keine existenziellen Probleme aufgrund der Coronakrise, auch wenn die Center sicherlich wirtschaftlich erheblich stärker betroffen waren als die Clubs.
Inwiefern?
Die sieben Tenniscenter im Kanton Aargau haben uns bislang im Rahmen des Corona-Stabilisierungspakteseinen finanziellen Schaden in der Höhe von rund einer halben Million Franken rapportiert. Bei unseren 53 Clubs belief sich die Schadenssumme auf rund 300'000 Franken. Diese Zahlen haben wir an Swiss Tennisweitergeleitet. Im Rahmen des Stabilisierungspakets erhalten wir nun eine Schadensvergütung von 224'000Franken. Diesen Betrag werden wir noch in diesem Jahr an unsere Mitglieder – also die Clubs und die Center – ausbezahlen.
Diese Unterstützungszahlungen entsprechen etwas mehr als einem Viertel der Ausfälle. Glaubst du, dass so dennoch die grössten finanziellen Engpässe im Tennissport überwunden werden können?
Ich glaube, unsere Aargauer Tennisclubs haben sich bislang gut gehalten in der Krise. Die erneuten Einschränkungen jetzt im Dezember machen allerdings die Situation sehr schwierig. Vor allem für die Tenniscenter könnte es zu substanziellen Problemen kommen, wenn die Lage noch länger so bleibt.
Was kann der Aargauische Tennisverband dagegen tun?
Wir können leider nicht allzuviel unternehmen. Wir stehen in engem Austausch mit Swiss Tennis und stehen auch für unsere Mitglieder zur Verfügung. Die Mitgliedschaftsgebühren haben wir für dieses Jahr um rund 25% reduziert und werden das voraussichtlich auch im nächsten Jahr tun. Wir können aber leider keine Millionen verteilen. So viele Mittel haben wir nicht.
Wie beurteilst du die aktuelle Situation im Aargauer Tennissport nach knapp zehn Monaten Coronakrise?
Auch wenn die Situation schwierig ist, haben die Clubs und Center einen guten Job gemacht. Wir sind flexibel geblieben und ich denke, die Digitalisierung hat im Tennissport einen grossen Schritt nach vorne gemacht. Insbesondere im Bereich der online Reservationssysteme. Das ist sicherlich eine gute Sache. Ich glaube aber, dass das Gesellschaftliche in den letzten Monaten gelitten hat. Und das ist für den Tennissport doch eine entscheidende Komponente.
Für den Tennissport im Aargau gab es ja in diesem Jahr nicht nur Corona, sondern auch die Gewissheit, dass das Tenniscenter Aarau West verschwinden wird. Vor zwei Jahren wurde bereits die Tennishalle Rigacker in Wohlen geschlossen. Was bedeutet das für den Aargauer Tennissport?
Das ist in der Tat keine schöne Entwicklung. Vor allem weil zuvor mit Villmergen und Zufikon schon zwei weitere Hallen im Aargau geschlossen worden sind. Dass es jetzt mit Aarau West auch ein grosses Center erwischt hat, ist natürlich schlecht fürs Tennis im Aargau.
Haben wir im Aargau bald zu wenig Hallenplätze?
Es besteht effektiv die Gefahr, dass wir da in naher Zukunft Probleme bekommen. Denn wenn wir zu wenigHallen-Plätze haben, verlieren wir auch Tennisspielerinnen und Tennisspieler. Die wollen das ganze Jahr über spielen können und wenn die Infrastruktur fehlt, ist das nicht mehr möglich. Darum hat sich auch Swiss Tennis diesem Thema wieder angenommen. Im Aargau wird zum Glück derzeit das Hallenprojekt in Frick umgesetzt und auch in Aarau ist eine Halle in Planung. Generell müssen sich aber in erster Linie die Tennisclubs dem Thema «Halle» annehmen.
Wie stellst du dir das vor?
Wenn ein Club eine Halle bauen will, kann dies meistens nur in engem Zusammenspiel mit der Gemeinde geschehen. Nur so kann heute ein Verein Land zu einem fairen Preis bekommen. Dafür ist aber natürlich auch ein Bewusstsein in der Gemeinde für den Sport und den Tennissport im Besonderen gefordert. Vom ATV aus unterstützen wir die Vereine gerne bei der Lobbying-Arbeit. Viel mehr können wir aber nicht tun, da wir nicht die finanziellen Mittel haben, um selber Tennishallen zu bauen oder mitzufinanzieren.