Samstag, 30. Juli 2011

Vom Tennisplatz zurück auf die Schulbank

Die 17-jährige Reinacherin Mateja Kraljevic beendet überraschend ihre Spitzensportkarriere und geht zurück in die Schule.

«Die Entscheidung kommt vielleicht ein wenig überraschend, aber ich selbst bin seit etwa einem halben Jahr hin- und hergerissen», erklärt Mateja Kraljevic, nachdem sie ihren Rücktritt bekannt gegeben hat. Nach Niederlagen habe sie oft gedacht, es hätte keinen Sinn weiterzuspielen, doch andererseits bereite ihr das Tennis spielen nach wie vor grosse Freude. «Ich könnte zehn Stunden am Tag auf dem Platz stehen und ich hätte immer noch Spass daran. Doch was bringt mir das, wenn ich merke, dass im Match der nötige Biss fehlt?», fragt Kraljevic rhetorisch. Die Zweifel waren nicht der einzige Grund für ihren Entschluss. «Ich bin ein Mensch, der Sicherheit braucht. Bevor ich die Matura in der Tasche habe, kann ich im Kopf nicht loslassen», sagt die 17- Jährige. Wenn sie mit 30 ihre Tennislaufbahn beenden würde, wolle sie nicht mit leeren Händen dastehen.

Zu hohe Erwartungen
Lange Zeit galt Mateja Kraljevic als eines der grössten Talente der Schweizer Tennisszene und trainierte unter der Leitung von Freddy Blat- ter im Tennis Center Aarau West in Oberentfelden. Im Alter von 15 Jahren war die junge Tennisspielerin bereits die Nummer 12 der Schweiz, gehörte zu den 180 besten Juniorinnen der Welt und hatte sich in jeder Juniorenkategorie den Schweizer-Meister-Titel gesichert – das hatte seit Martina Hingis in den 90er-Jahren niemand mehr geschafft. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis Kraljevic den Durchbruch schaffen und auf den grössten Tennisbühnen der Welt für Furore sorgen würde. Doch es kam alles anders.
Im Sommer 2009 folgte der Wechsel ins nationale Leistungszentrum von Swiss Tennis in Biel. Sie konnte ihre eigenen, hohen Erwartungen nicht erfüllen, die erhofften Resultate blieben aus. Als es im vergangenen Sommer endlich bergauf ging, machte ihr eine Entzündung im Rücken einen Strich durch die Rechnung. Kraljevic fiel für mehrere Monate aus.
In diesem Frühjahr wollte sie ihre Karriere neu lancieren und bei den Profis Fuss fassen, doch der Erfolg liess weiter auf sich warten. Einsamer Höhepunkt blieb der Sieg gegen Dalila Jakupovic (WTA 368) beim ITF-Turnier von Fällanden im März. Ihr letzter Auftritt erfolgte in der vergangenen Woche bei den U18-Junioren-Europameisterschaften in Klosters. Kraljevic unterlag in der ersten Runde der Deutschen Julia Kimmelmann deutlich mit 2:6, 0:6.
Zu jenem Zeitpunkt wusste noch niemand von Mateja Kraljevics Rücktrittsplänen. Wer jetzt aber denkt, Kraljevic sei verbittert oder wütend, dass sie ihren grossen Traum nicht verwirklichen konnte, sieht sich getäuscht. «Ich bereue überhaupt nichts – im Gegenteil. Ich habe einen reich gefüllten Rucksack mit Erfahrungen, die andere in meinem Alter nicht haben», sagt sie. Ein Erlebnis wird Kraljevic in ganz besonderer Erinnerung bleiben. «Der Einsatz im Fed Cup gegen Australien war super.» Die 17-Jährige gewann dort bei ihrem ersten Einsatz auf der höchsten Stufe gegen die damalige Weltnummer 146 Jessica Moore in drei Sätzen. Sie ist ausserdem überzeugt, dass sie sich dank ihrem Aufenthalt in Biel auch persönlich weiterentwickelt hat. «Ich wurde offener und reifer. Dafür möchte ich Swiss Tennis danken.»

Hintertürchen offen gelassen
Ab September wird Kraljevic an der Kantonsschule Beromünster die Schulbank drücken. «Ich habe meine Priorität jetzt klar auf die Schule gelegt. Das Tennis ist zweitrangig», sagt sie. Bedeutet das, dass Kraljevic das Tennisracket nun ganz an den Nagel hängen wird? «Nein, nein, wenn ich mich in der Schule eingelebt habe, würde ich mega gern wieder Tennis spielen, einfach viel weniger.»
Den Traum «Tennisprofi» hat die Aargauerin noch nicht ganz aufgegeben. «Ich werde sehen, ob ich das Tennis vermisse. Wenn dies der Fall sein sollte, werde ich nach der Matura sicher wieder bissiger sein und es noch einmal versuchen.» Wer weiss, vielleicht schafft es Mateja Kraljevic, mit einer Comebackmeldung erneut für eine Überraschung zu sorgen.


von Fabio Baranzini

Sonntag, 24. Juli 2011

Kennel, Zeoli und Schneider überzeugen

Vergangene Wochen traf sich die internationale Nachwuchs Tennisszene in Oberentfelden. Spielerinnen und Spieler aus ganz Europa, aber auch aus Südamerika, Asien und Australien kämpften um den Titel an der Swiss Junior Trophy – mit dabei auch die Entfelderin Karin Kennel (ITF 212). 

„So was habe ich noch nie erlebt“, meinte Turnierorganisator Freddy Blatter angesprochen auf das Wetter der letzten Woche. „Wir mussten 70 Prozent der 430 Spiele, die auf dem Programm standen, in der Halle ansetzen.“ Immerhin konnten die Finalspiele vom Sonntag auf den Sandplätzen des Tenniscenters Aarau West ausgetragen werden.
Karin Kennel (im Bild) avancierte zur grossen Figur bei ihrem Heimturnier. Die 16-Jährige, die nach einem Abstecher ins Nationale Leistungszentrum von Biel ihre Trainingszelte seit zwei Monaten wieder an ihrer früheren Wirkungsstätte in Oberentfelden aufgeschlagen hat, überzeugte sowohl im Einzel als auch im Doppel. Einzig im Achtelfinale gegen ihre Landsfrau Chiara Frapolli (ohne Ranking) musste sie einen Satz abgeben, gewann am Ende aber mit 3:6, 6:3, 6:0 dennoch deutlich. In den darauffolgenden beiden Spielen gegen die Französin Ines Fontanarosa (ITF 393) und die Tschechin Sandra Metekova (ITF 436) gab Kennel nur gerade vier Games ab und qualifizierte sich souverän fürs Endspiel bei den unter 18-Jährigen. Dort traf sie auf ihre Doppelpartnerin Imane Maëlle Kocher (ITF 468), mit der sie am Samstag die Doppelkonkurrenz gewonnen hatte. Doch auch die Romande fand kein probates Mittel um Kennel zu stoppen. Gleich mit 6:3, 6:0 fegte diese ihre Gegnerin vom Platz und konnte damit bei ihrem Heimturnier gleich einen Doppelsieg feiern. Dank diesen beiden Erfolgen wird sie in der Weltrangliste erstmals unter den besten 200 Juniorinnen auftauchen. Entsprechend zufrieden war mit der Leistung seines Schützlings war auch Freddy Blatter: „Sie war die spielbestimmende und aggressivere Spielerin. Es war ein wichtiger Sieg für Karin.“ Kennel wird nun zwei Wochen Urlaub machen, ehe sie erstmals voll auf die Karte Tennis setzen wird.

Doppelsieg für Zeoli
Joshua Zeoli (ETA 544) aus Stein vermochte in der unter 16-Jährigen zu überzeugen. Der Spieler des TC CIS Wase (Birrhard), der anfangs Monat an den Junioren Schweizer Meisterschaften überraschend im Endspiel stand, konnte sich in Oberentfelden auch gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen. Zeoli, der als ungesetzter Spieler ins Turnier startete, konnte seine gute Form der letzten Wochen einmal mehr unter Beweis stellen. Ohne Satzverlust spielte er sich bis ins Halbfinale und bezwang dabei unter anderem die französische Turniernummer fünf Quentin Ly (ETA 174) mit 6:0, 6:1. Doch auch in den letzten beiden Runden des Turniers konnte niemand Zeoli das Wasser reichen. Michael Feucht (ETA 334) aus Deutschland unterlag in der Runde der letzten vier mit 4:6, 0:6 und gar noch schlimmer erging es dem Qualifikanten Lukas Klien (ETA 1291) im Endspiel. Der Österreicher wurde von Zeoli richtig gehend deklassiert und verlor mit 2:6, 0:6. Wie Kennel konnte auch Zeoli einen Doppelsieg feiern, denn er gewann gemeinsam mit seinem Partner Felix Schumann (ETA 399) aus Deutschland auch noch die Doppelkonkurrenz. Lob gab es für die starke Vorstellung von Zeoli auch vom Turnierleiter. „Joshua spielt technisch sehr gut, war auf dem Platz immer sehr präsent und hat sich sehr gut bewegt“, analysierte Blatter.

Schneider erreicht Halbfinals
In der Kategorie der unter 14-Jährigen vermochte Amanda Schneider (ETA 218) vom TC Brugg zu überzeugen. Schneider, die in Oberentfelden an Nummer sieben gesetzt war, gewann die ersten beiden Runden problemlos, wurde dann aber im Viertelfinale zum ersten Mal gefordert. Gegen Medina Sahinagic (ohne Ranking) aus Bosnien und Herzegowina setzte sich die Bruggerin nach verlorenem Startsatz mit 2:6, 7:5, 6:2 durch. Im Halbfinale scheiterte sie dann an ihrer Landsfrau Sarah Scharer (ETA 131), die an Nummer eins gesetzt war, mit 4:6, 1:6. Besser lief es ihr im Doppel. Dort gewann an sie an der Seite von Daniela Vukovic das Turnier.

Turnierorganisator Freddy Blatter zieht nach einer intensiven Turnierwoche ein durchwegs positives Fazit: „Die Schweizer und insbesondere auch die Aargauer Spielerinnen und Spieler konnten sich profilieren. Damit konnten wir das primäre Ziel des Turniers erreichen.“ Zudem seien die Anwesenden in den Genuss von fairen Matches gekommen und es habe auch sonst alles sehr gut geklappt, erklärt Blatter weiter. Man darf sich also auf die nächste Ausgabe der Swiss Junior Trophy im kommenden Jahr freuen.


Bild zur Verfügung gestellt, Text von Fabio Baranzini

Dienstag, 12. Juli 2011

Joshua Zeoli sorgt für Überraschung

An den nationalen Titelkämpfen des Tennisnachwuchses in Lausanne, Morges und Pully blieben die Aargauer Akteure im Soll. Einzig Joshua Zeoli (R2) sorgte mit seinem Finalvorstoss an der SM für eine erfreuliche Überraschung.

Zeoli konnte den Schwung der erfolgreichen Interclubsaison, in der er sämtliche Einzel gewonnen hatte und mit der Mannschaft des TC CIS Wase in die Nationalliga C aufgestiegen war, an die Junioren Schweizermeisterschaften mitnehmen. Der 15-Jährige aus Stein meldete bereits in den ersten Runden mit drei deutlichen Siegen gegen Aldin Destovic (R2), Matej Kostadinov (R1/Turniernummer 6) und gegen Kai Länzlinger (R2) seine Ambitionen an. Im Halbfinal traf der ungesetzte Zeoli dann auf Gabriele Moghini (R1/8), der in der Runde zuvor den top gesetzten Thibault Forget (N4, 130) geschlagen hatte. Doch auch der Tessiner vermochte Zeoli keinen Satz abzunehmen und so qualifizierte sich dieser mit einem 6:3, 6:4-Sieg zum ersten Mal für den Final der nationalen Meisterschaften. Den totalen Triumph verpasste Zeoli dann aber knapp. Im Final der Kategorie U16 scheiterte er mit 6:7, 5:7 an Siméon Rossier (R1/2).

Kennel und Hauser überzeugen
Karin Kennel (N2, 19/4) und Jens Hauser (N3, 58/5) erfüllten bei den unter 18-Jährigen die Erwartungen. Die Entfelderin Kennel qualifizierte sich im Einzel für die Halbfinals und war die Einzige, die mit dem 14-jährige Supertalent Belinda Bencic (N2, 13) mithalten und einen Satz gewinnen konnte. Ansonsten gab Bencic in drei Matches nur gerade sechs Games ab. Im Doppel qualifizierte sich Kennel mit ihrer Partnerin Imane Maëlle Kocher (N2, 24) für den Final, wo sie aber in zwei Sätzen scheiterten. Der in Oberwil-Lieli wohnhafte Hauser unterlag im Viertelfinal dem späteren Sieger Alexander Ritschard (N3, 37) mit 1:6, 4:6. Gemeinsam mit eben diesem Ritschard gewann er ohne Satzverlust die Doppelkonkurrenz und kam so trotzdem noch zu Titelehren. Von den restlichen 18 Aargauer Juniorinnen und Junioren vermochte niemand über sich hinaus zu wachsen. Alle schieden vor den Halbfinals aus.


von Fabio Baranzini

Montag, 4. Juli 2011

Tennisnachwuchs mit guten Karten

Morgen beginnen auf den Anlagen des Tennisklubs Lausanne, Pully und Morges die Schweizer Meisterschaften des Tennisnachwuchses. Mit dabei auch 21 Juniorinnen und Junioren aus dem Aargau, wovon sich einige berechtigte Hoffnungen auf Spitzenresultate machen dürfen.

In der Königskategorie der unter 18-Jährigen ist der in Oberwil-Lieli wohnhafte Jens Hauser (N3, 58) an Position fünf gesetzt. Für Hauser, der in diesem Jahr bereits das internationale Juniorenturnier in Oberentfelden gewonnen hatte, dürfte es aber im Viertelfinal schwierig werden. Dort trifft er auf den Topfavoriten Alexander Ritschard (N3, 37). Besser stehen da die Chancen der Entfelderin Karin Kennel (N2, 19). Sie ist in derselben Kategorie an Nummer vier gesetzt.

Schneider im Favoritenkreis
Bei den unter 14-Jährigen hat vor allem Amanda Schneider (R1) vom TC Brugg gute Aussichten. Als Nummer drei des Turniers dürfte Schneider, die bei den nationalen Titelkämpfen im Winter noch im Endspiel stand, auch jetzt wieder ein Wörtchen mitzureden haben, wenn es um den Titelgewinn geht.
In der Kategorie U12 ist Nikolaj Talimaa (R3) aus Magden an Nummer sieben gesetzt. Der junge Aargauer hatte im Winter für Furore gesorgt, als er sich als ungesetzter Spieler den Titel gesichert hatte. Es bleibt abzuwarten, ob er diese Leistung nun auch im Sommer wiederholen kann.
Erfreulich aus Aargauer Sicht ist auch die hohe Zahl von 21 Juniorinnen und Junioren, die sich für die nationalen Titelkämpfe qualifiziert haben. Neben erwähnten Akteuren sind ebenfalls am Start: Ladina Solèr (N3, 31), Janina Ruhstaller (N4, 68, U18), Michelle Bertschi (R2, U16), Joshua Zeoli (R2, U16), Nathan Schmid (R2, U16), Aldin Destovic (R2, U16), Urs Thurau (R2, U16), Rahel Kindler (R2, U14), Yanik Kälin (R2, U14), Dominique Meyer (R4, U12), Nina Räber (R4, U12), Jonas Schär (R4, U12), Jelena Simic (R6, U10), Katarina Pavlovic (R7, U10), Tina Nadine Smith (R7, U10), Janic Notter (R5, U10) und Denis Plüss (R6, U10).


von Fabio Baranzini