Freitag, 22. Januar 2016

Aufbau statt Australian Open

Tennisprofi Amra Sadikovic hat sich für die neue Saison hohe Ziele gesteckt und nimmt die Top 100 der Welt ins Visier. Ab April wird sie die Zusammenarbeit mit Muhamed Fetov weiter intensivieren.

Erstmals die Australian Open zu bestreiten, das war das grosse Ziel von Amra Sadikovic. Und dank ihrem beeindruckenden Comeback im letzten Sommer wurde das erste Grand Slam Turnier des Jahres am anderen Ende der Welt plötzlich ein ernsthaftes Thema. So ernst, dass die 26-jährige Profispielerin kurz vor Weihnachten bereits damit begonnen hatte, das Visumantragsformular für den Aufenthalt in Melbourne auszufüllen. In der Weltrangliste lag Sadikovic zu jenem Zeitpunkt auf Rang 210 – eine Klassierung, die in den letzten Jahren stets für die Teilnahme an der Qualifikation der Australian Open gereicht hat.
In diesem Jahr aber nicht. Zum Zeitpunkt des Anmeldeschlusses lag der Cut bei Rang 200. Sadikovic hätte also hoffen müssen, dass gleich zehn Konkurrentinnen auf ihre Teilnahme verzichten. „Dieses Risiko wollte ich aber nicht eingehen. Australien ist ja auch nicht gleich um die Ecke, sondern es wäre eine lange Reise gewesen bloss für eine eventuelle Teilnahme“, sagt Sadikovic, die sich in Absprache mit ihrem Coach Muhamed Fetov entschied, an Stelle der Reise nach Australien einen Aufbaublock in Angriff zu nehmen.

Die Lockerheit ist der Schlüssel
Statt nach Australien führte Amra Sadikovics Weg nach Weihnachten also nach Biel, wo sie mit Swiss Tennis Konditionstrainer Beni Linder intensiv an ihrer Fitness schuftete. Zuerst stand zwei Wochen lang die Kondition im Zentrum. In diesen Tagen liegt der Fokus jedoch bereits wieder auf dem Tennisspiel. Und das mit gutem Grund: Bereits Ende Januar startet Amra Sadikovic bei einem Turnier in Frankreich in die neue Saison.
Eine Saison, in der für die 26-Jährige aus Birr einiges drin liegt. Da sie erst im letzten Juni auf die WTA-Tour zurückgekehrt war, hat sie im ersten halben Jahr keinerlei Punkte zu verteidigen. „Wenn ich die Lockerheit der letzten Monate beibehalten kann, erwarte ich von mir, dass ich nochmals einen Schritt mache und dann kann einiges passieren“, blickt Sadikovic voraus. Bis an die Grenze der Top 100 soll es in diesem Jahr gehen. So weit nach oben also, wie noch nie zuvor in ihrer Karriere. Amra Sadikovic ist überzeugt, dass sie den Sprung in die Top 100 in ihrer zweiten Karriere schaffen wird. „Ich bin nicht mehr dieselbe Spielerin. Ich gehe viel professioneller an die Sache heran, versuche aber die Turniere trotzdem auch zu geniessen“, beschreibt sie die Veränderungen im Vergleich zu ihrem ersten Anlauf als Profi.

Fetov ab April immer dabei
Mitverantwortlich für dieses Umdenken ist auch Coach Muhamed Fetov. Der ehemalige Tennisprofi aus Baden, den Sadikovic seit vielen Jahren kennt, betreut sie seit ihrem Comeback. Und die Zusammenarbeit wird in dieser Saison noch enger werden. Ab April wird Fetov seine Tennisschule aufgeben, um sich hauptberuflich um die Karriere von Sadikovic zu kümmern. „Natürlich wird dadurch der Druck auf mich noch etwas grösser, denn ich bin mit meinen Resultaten für zwei Personen verantwortlich“, ist sich Sadikovic bewusst. „Aber für mich ist es auch ein riesiger Motivationsschub, zu wissen, dass jemand so stark an mich glaubt, dass er auch bereit ist, so viel in mich zu investieren.“ Man darf gespannt sein, was das Duo Sadikovic/Fetov in diesem Jahr erreichen wird. Der Anfang war mit dem fulminanten Comeback in den letzten Monaten schon einmal sehr vielversprechend.

Text und Bilder von Fabio Baranzini

Montag, 18. Januar 2016

Lüscher und Fontenel an der Team-EM

Gleich zwei Aargauer Nachwuchsspielerinnen wurden vom Schweizer Tennisverband Swiss Tennis für die Junioren Team Europameisterschaft selektioniert. Es sind dies Sophie Lüscher und Chelsea Fontenel.

So lässt sich für Sophie Lüscher (R2) die frühe Niederlage an den Junioren Schweizer Meisterschaften, wo sie mit grossen Ambitionen gestartet war, jedoch bereits in der zweiten Runde verloren hatte, besser verkraften. Die 13-Jährige aus Seengen darf gemeinsam mit Melody Hefti und Sandra Paunovic die Schweizer Farben an der U14 Team Europameisterschaft in Ungarn vertreten. Genau mit diesen beiden Teamkolleginnen bildete Sophie Lüscher bereits vor einem Jahr die Schweizer Delegation, damals allerdings noch in der Kategorie U12. Das Schweizer Trio, das von Thomas Walter betreut wird, bestreitet seine Partien vom 5. bis 7. Februar. 

Doppelte Premiere für Fontenel
Bereits eine Woche früher steht Chelsea Fontenel (R3, im Bild) im Einsatz. Die 11-jährige Fricktalerin wird gemeinsam mit Jade Haller und Irina Wenger im österreichischen Neudorfl in der Kategorie U12 an den Start gehen. Betreut werden die drei von ATV-Cheftrainer Alain Dedial. Für Fontenel ist der Einsatz an der Team-EM gleich eine doppelte Premiere. Sie darf erstmals überhaupt an der Team-EM teilnehmen und bestreitet zudem auch noch zum ersten Mal überhaupt ein Tennisturnier im Ausland. Ein Umstand, an den sich die Nachwuchshoffnung aus Kaiseraugst wohl bald schon gewöhnen dürfte.

Text und Bild von Fabio Baranzini

Sonntag, 17. Januar 2016

Gelungener Start in die neue Saison

Die Entfelderin Karin Kennel (WTA 687) hat bei einem mit 10'000 Dollar dotierten ITF-Turnier im tunesischen Hammamet das Endspiel erreicht. Damit wir sie sich in der Weltrangliste um rund 70 Ränge verbessern.

Erstmals seit März 2014 hat sich Karin Kennel wieder für das Endspiel eines Einzel-Profiturniers qualifizieren können. Eine Durststrecke von beinahe zwei Jahren ging also am Sonntag zu Ende. Damit gelang der 20-jährigen Entfelderin ein vielversprechender Start in die neue Saison. Eine Saison, in der die ehemalige Weltranglisten 409. endlich wieder an alte Erfolge anknüpfen will. Sollte sie so weiterspielen wie in dieser Woche im tunesischen Hammamet, ist das durchaus möglich.

Ohne Satzverlust ins Endspiel
Als Nummer sechs ins Turnier gestartet, zeigte sich Karin Kennel in den ersten Runden sehr souverän. Ihre ersten beiden Gegnerinnen, die Rumänin Gabriela Aura Zarnoveanu (ohne Ranking) und die Kanadierin Petra Januskova (WTA 837), eliminierte sie ohne Probleme. Im Viertelfinal wartete dann mit ihrer Doppelpartnerin – der an Nummer vier gesetzten Kroatin Milana Spremo (WTA 510) – der erste richtige Gradmesser. Doch auch Spremo vermochte Kennel nicht zu gefährden. Die Entfelderin siegte deutlich mit 6:4, 6:1 und zog ins Halbfinale ein, wo das Duell mit der Italienerin Corinna Dentoni (WTA 435) anstand. Genau wie Kennel hatte Dentoni, die vor sieben Jahren bereits einmal die Nummer 132 der Welt war, auf dem Weg in die Halbfinals noch keinen Satz abgegeben. In einem ausgeglichenen Spiel, das über zwei Stunden dauerte, war es am Ende dennoch Karin Kennel, die den Platz als Siegerin verlassen konnte. Sie gewann mit 7:5, 6:3.

Sprung nach vorne
In ihrem ersten Final seit beinahe zwei Jahren traf Kennel auf eine Leidensgenossin. Die um ein Jahr ältere Angelica Moratelli (WTA 1203) stand ebenfalls schon mal deutlich höher in der Weltrangliste (auf Position 318) und wartet sogar seit drei Jahren auf ihren nächsten Titel. Im Final lief es Karin Kennel dann aber nicht mehr nach Wunsch. In beiden Sätzen kassierte die Entfelderin schon früh ein Break und musste sich mit 3:6, 3:6 geschlagen geben. Dank den gewonnen WTA-Punkten wird sie sich in der Weltrangliste dennoch verbessern und ab kommender Woche in der Region von Rang 625 geführt werden.

Text und Bild von Fabio Baranzini

Donnerstag, 14. Januar 2016

Von Wimbledon auf die Trinermatten

Mit Regina Kulikowa hat das Zofinger NLB-Team eine ehemlige Weltklasse-Spielerin verpflichtet. Sie soll mithelfen, die Mission Ligaerhalt zu bewerkstelligen.

Als Teambetreuer Christoph Meyer im Dezember die Verpflichtung von Ylena In-Albon (N2, 19) und Corina Mäder (R1) bekannt gegeben hatte, verriet er, dass er noch mit einer ehemaligen Spitzenspielerin in Verhandlungen steht. „Sie könnte uns ein grosses Stück weiter bringen, wenn wir eine gemeinsame Lösung finden“, sagte Meyer damals. Letzte Woche hat man diese Lösung gefunden und die Zofingerinnen können einen weiteren Neuzugang vermelden: Es ist dies die 26-jährige Russin Regina Kulikowa.
Vor sechs Jahren war Kulikowa die Nummer 65 der Welt und sorgte 2009 in Wimbledon für Furore, als sie als Qualifikantin in die dritte Runde stürmte. Dasselbe Kunststück gelang ihr ein Jahr später erneut. In jenem Jahr stand sie auch bei allen anderen Grand Slam Turnieren im Hauptfeld. Doch wie um alles in der Welt kommt eine Spielerin, die schon auf den grössten Plätzen dieser Welt gespielt hat, dazu, für den Tennisclub Zofingen Interclub zu spielen?

Verletzungen beenden Karriere
Um den Entscheid von Kulikowa zu verstehen, muss man wissen, dass sie im Januar 2012 – im Alter von nur gerade 22 Jahren – ihre Tenniskarriere beenden musste. „Ich war immer wieder verletzt und konnte nie konstant Turniere spielen. Obwohl ich wusste, dass ich eigentlich mit den besten der Welt mithalten kann, entschied ich mich, zurückzutreten“, erklärt Kulikowa, die von 2009 bis 2012 beim Schweizer Verband in Biel trainiert hatte. Ein paar Monate nach ihrem Rücktritt entschied sich die Russin, in der Swiss Tennis Academy eine Laufbahn als Trainerin einzuschlagen.
Und im Rahmen dieser Tätigkeit kam sie in Kontakt mit dem TC Zofingen. Mit Dominique Meyer und Corina Mäder trainieren nämlich zwei Teammitglieder der Zofinger NLB-Equipe bei Kulikowa in Biel und als ihr dann Christoph Meyer ein Angebot unterbreitete, setzte sie sich ernsthaft mit dem Gedanken auseinander, wieder Matches zu spielen. „Ich habe immer wieder Angebot erhalten, doch seit meinem Rücktritt 2012 habe ich kein einziges Match mehr gespielt“, so Kulikowa. „In Fall von Zofingen habe ich aber zugesagt, weil ich glaube, dass es für beide Seiten interessant ist. Da ich Dominique und Corina trainiere, kann ich sie im Interclub auch im Wettkampf beobachten, kann mit ihnen Doppelspielen und mithelfen, das Team vorwärts zu bringen.“

Chancen auf Ligaerhalt steigen
Obwohl sowohl Ylena In-Albon als auch Regina Kulikowa dem TC Zofingen in finanzieller Hinsicht deutlich entgegen gekommen sind, musste der TC Zofingen tief in die Tasche greifen, um die erste Saison in der Nationalliga B stemmen zu können. Das Gesamtbudget für die komplette NLB-Saison liegt gemäss Aussagen von TCZ-Präsident Christoph Hunger „knapp im fünfstelligen Bereich“.
Damit das Budget nicht überzogen wird, wird Kulikowa nicht jede Runde für die Zofingerinnen auflaufen. „Regina wird zwei oder drei Mal für uns spielen. Nicht nur, weil es sonst zu teuer wird, sondern auch weil wir möchten, dass unseren eigenen Spielerinnen die Chance haben, sich in der Nationalliga B zu beweisen“, erklärt Meyer. Eines aber ist klar: Die Chancen, das Ziel Ligaerhalt zu erreichen, sind mit der Verpflichtung von Regiona Kulikowa deutlich gestiegen.

Text von Fabio Baranzini, Bild Swiss Tennis

Montag, 11. Januar 2016

Der Glücksfund im Haus des Grossvaters

An den Junioren Schweizer Meisterschaften in Luzern haben Chelsea Fontenel und Jérôme Kym die Halbfinals erreicht. Im Falle von Fontenel wäre gar noch mehr drin gelegen.

Freud und Leid lagen bei Chelsea Fontenel (R3) am Finaltag der Junioren Schweizer Meisterschaften in Luzern ganz nahe beisammen. Sie war drauf und dran, zum allerersten Mal in ihrer Karriere ins Endspiel der nationalen Nachwuchstitelkämpfe einzuziehen. Nachdem sie im zweiten Satz gegen die Turniernummer eins Céline Naef (R2) bereits einen Matchball abwehren konnte, erspielte sie sich im dritten Durchgang ihrerseits zwei Matchbälle. Doch auch die 11-jährige Nachwuchshoffnung aus Kaiseraugst konnte ihre Matchbälle nicht verwerten und musste sich am Ende nach hartem Kampf mit 4:6, 7:5, 5:7 geschlagen geben. „Leider habe ich den Fokus bei den Matchbällen verloren. Vielleicht haben mich die Gedanken an den Final, der so nahe gewesen wäre, abgelenkt“, blickt Fontenel auf die entscheidende Szene zurück. „So zu verlieren ist schon ärgerlich und schmerzt sehr.“
Mit etwas Abstand kann sich Chelsea Fontenel, die neben dem Tennisplatz mit ihrem Gesangstalent von sich reden macht, trotzdem über ihre zweite Medaille an nationalen Junioren Meisterschaften freuen. Und das zu Recht, denn sie ist ihrer Favoritenrolle als Turniernummer drei mit zwei klaren Siegen und einem starken Halbfinalspiel gerecht geworden. „Ich habe mich über meine erste Medaille im Sommer mehr gefreut, aber es ist auch jetzt ein tolles Gefühl, dass ich nicht mit leeren Händen, sondern mit einer Bronzemedaille nach Hause komme“, sagt Fontenel, die Ende Januar zum ersten Mal ein internationales Juniorenturnier im Ausland bestreiten wird.

Start ins Halbfinale verschlafen
Einer der weiss, wie man ins Finale von Junioren Schweizer Meisterschaften kommt, ist Jérôme Kym (R2). Der Junior aus Möhlin hat in seiner noch jungen Karriere schon drei Titel gewonnen und wollte am vergangenen Wochenende in der Kategorie U14 die vierte Goldmedaille folgen lassen. Doch dieses Ziel verpasste Kym. Und das obwohl der 12-Jährige mit drei Siegen – zwei davon über drei Sätze – seine Kämpferqualitäten unter Beweis gestellt und in der zweiten Runde mit Jean-Marc Malkowski (R2) die Nummer vier des Turniers ausgeschaltet hatte. „In diesem Match habe ich wirklich sehr gut gespielt. Ich war aggressiv und habe gekämpft. Das war mein bestes Spiel in diesem Turnier“, so Kym.
Im Halbfinal gegen Jeffrey von der Schulenburg (R1) lief es Kym dann nicht mehr nach Wunsch. Nachdem er den ersten Satz komplett verschlafen hatte (0:6), vermochte er sich zu steigern, doch im Entscheidungssatz ging ihm die Luft aus. „Es war sehr schwierig im dritten Satz, denn ich spürte die Müdigkeit von den vorherigen Matches. Ich glaubte zwar bis zum letzten Punkt an den Sieg, aber es hat nicht gereicht. Auch wenn ich eigentlich gewinnen wollte, bin ich mit Bronze ganz zufrieden“, sagt Kym, der seit drei Jahren in Frenkendorf an seiner Tenniskarriere feilt.

Zufällig ein Tennisracket gefunden
Tennisprofi zu werden, ist der grosse Traum des jungen Fricktalers. Dafür trainiert er 13 Stunden pro Woche, besucht eine Sportschule und ist genau wie Chelsea Fontenel Mitglied des Nachwuchskaders von Swiss Tennis. Und Kyms bisherige Erfolge zeigen, dass er im Umgang mit Racket und Filzball sehr talentiert ist: Neben seinen drei Schweizer Meistertiteln hat er die Schweiz auch bereits an der Team Europameisterschaft vertreten dürfen und spielte letzten Sommer das U13-Juniorenturnier in Roland Garros. Dass Jérôme Kym überhaupt zum Tennissport gefunden hat, ist reiner Zufall. „Im Haus meines Grossvaters fand ich hinter einer Tür ein Tennisracket“, erinnert sich Kym, der damals rund fünf Jahre alt war. „Ich wusste nicht, was das ist und habe gefragt. So habe ich mit Tennis begonnen.“ Ein wahrer Glücksfund, wie sich längst gezeigt hat.

Text und Bild von Chelsea Fontenel von Fabio Baranzini, Bild von Jérôme Kym von Alvaro Maffeis