Mittwoch, 8. Februar 2012

Das ist doch ... Djokovic!?

Novak Djokovics kleiner Bruder Djordje kämpft diese Woche an der Swiss Junior Trophy in Oberentfelden um Punkte für die Juniorenweltrangliste. 

Freddy Blatter staunte nicht schlecht, als er seine Mailbox öffnete.
«Sehr geehrter Herr Blatter. Wir bitten Sie höflich, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, Djordje Djokovic eine Wildcard für das Hauptfeld zu erteilen. [...] Freundliche Grüsse, Novak Djokovic Family Sport», stand da geschrieben.
Die Nachricht des Unternehmens, das von Novak Djokovics Familie 2005 gegründet wurde, fand am 11. Januar den Weg in den elektronischen Posteingang von Freddy Blatter. Der Organisator des internationalen Juniorenturniers «Swiss Junior Trophy» im aargauischen Oberentfelden freut sich über das Interesse der Djokovics an seinem Turnier. «Einen solchen Spieler im Tableau zu haben, ist immer interessant», meint Blatter, der sich nach Erhalt der E-Mail beim Schweizerischen Tennisverband erfolgreich für Djordje Djokovic einsetzte. Der kleine Bruder des frisch gekürten Weltsportler des Jahres 2011, der aufgrund seiner Klassierung in der Juniorenweltrangliste (Rang 1210) in Oberentfelden nicht im Hauptfeld hätte antreten können, erhielt eine Wildcard von Swiss Tennis.

Verblüffende Ähnlichkeit
Am Sonntagabend traf der junge Serbe in Oberentfelden ein. «Gleich nach seiner Ankunft beschwerte er sich, dass das Essen zu teuer sei und dass er sein Match in der Halle B und nicht in der Halle A bestreiten müsse», erzählt Blatter. «Doch wir machen keine Ausnahme, auch er muss sich an unsere Regeln halten.»
Hat der 16-jährige Djordje Djokovic etwa schon Starallüren? Es macht den Anschein, denn auch eine halbe Stunde nach dem vereinbarten Interviewtermin, fehlt von ihm jede Spur. Kurze Zeit später erscheint er doch noch. Der junge Serbe trägt einen schwarzen Trainingsanzug, dasselbe Modell, das Novak Djokovic bei der Siegerehrung der Australian Open getragen hat. Auch sonst ist die Ähnlichkeit mit seinem älteren Bruder nicht von der Hand zu weisen. «Er ist auch auf dem Platz ein Ebenbild von Novak. Die Backhand und seine Art, sich zu bewegen sind praktisch identisch», findet Blatter, der Djordje Djokovic genau beobachtet hat.

Vorbild Agassi
Im Gespräch zeigt sich das Nachwuchstalent von einer anderen Seite, keine Spur von Starallüren und Extrawünschen. Nachdem er sich mehrmals für seine Verspätung entschuldigt hat, gibt er breitwillig Auskunft und wirkt dabei zurückhaltend, fast ein wenig schüchtern.
«Ich will keine Sonderbehandlung, nur weil ich Djokovic heisse», betont er. Mittlerweile hat sich Djordje Djokovic daran gewöhnt, dass er oft wegen seines Bruders angesprochen und mit ihm verglichen wird. «Es ist schön bekannt zu sein, doch ich verspüre deswegen auch zusätzlichen Druck. Jeder Gegner ist besonders motiviert, weil er unbedingt gegen einen Djokovic gewinnen will», erzählt der 16-Jährige, dessen Spitzname «Djole» nahezu identisch klingt wie der seines älteren Bruders «Nole».
Zu Novak hat Djordje Djokovic ein gutes Verhältnis. «Er ist nicht nur ein super Sportler, sondern auch ein toller Mensch. Wir schreiben und telefonieren oft miteinander, denn wir sehen uns nur etwa zwei Monate im Jahr», erzählt er. Dennoch wiederholt «Djole» mehrmals, dass er jetzt seine eigene Karriere aufbauen will, damit er nicht ständig in einem Atemzug mit Novak genannt wird. «Die Leute sollen sagen ‹Schaut, da spielt Djordje Djokovic› und nicht ‹Hey da drüben ist der kleine Bruder von Novak›», wünscht sich der junge Serbe. Zu diesem Ablösungsprozess passt die Antwort auf die Frage nach seinem Idol. «Andre Agassi», sagt er ohne zu zögern. «Sein Grundlinienspiel und seine Einstellung imponieren mir.»

Top 70 als Saisonziel
Seit Djordje Djokovic elf Jahre alt ist, spielt er regelmässig Turniere im Ausland. Deswegen kann er auch nicht regulär zur Schule gehen. Er bringt sich den Stoff selber bei und absolviert alle zwei, drei Monate Prüfungen in seiner Heimatstadt Belgrad. Dadurch wurde der 16-Jährige, der in seiner Freizeit gern Golf spielt und sich mit Freunden trifft, disziplinierter. Diese Eigenschaft kommt ihm im Tennis zugute. «Früher habe ich einfach gespielt, ohne viel zu überlegen», sagt er. Doch dann haben ihn mehrere Verletzungen zweieinhalb Jahre ausser Gefecht gesetzt und er musste umdenken. «Jetzt höre ich besser auf meinen Körper. Ich trainiere härter und seriöser als zuvor. Ich will einmal die Weltnummer eins werden», sagt Djordje Djokovic.
Doch der Serbe hat bereits in dieser Saison Grosses vor: Er will bis Ende Jahr zu den besten 70 Junioren der Welt gehören. Einen kleinen Schritt auf dem Weg dazu macht Djordje Djokovic diese Woche in Oberentfelden. Obwohl er gestern in der zweiten Einzelrunde gegen den Schweizer Daniel Valent chancenlos blieb und auch im Doppel an der Seite des Slowenen Janezic den Kürzeren zog, wird er in der Juniorenweltrangliste rund 150 Plätze gutmachen.


Bild und Text von Fabio Baranzini

Samstag, 4. Februar 2012

Die Chance auf erste Punkte packen

Heute beginnt die dritte Austragung des internationalen Juniorenturniers «Swiss Junior Trophy» in Oberentfelden. Im Vergleich zum Vorjahr dürften die Aargauer nicht um den Titel mitspielen.

Dienstagmorgen im Tennis Center Aarau West. Auf drei Plätzen jagen Nachwuchsspieler aus dem In- und Ausland den gelben Filzkugeln hinterher. Eine von ihnen ist Michelle Bertschi (ITF 1764, im Bild) aus Seon. Der 15-jährige Schützling von Freddy Blatter holt sich den letzten Schliff für den Auftritt am Heimturnier, das für sie nächste Woche beginnt.

Vom Heimvorteil profitieren
Neben Amanda Schneider (ITF 1798) aus Würenlingen ist Bertschi die einzige Spielerin aus dem Kanton, die aufgrund ihres Rankings direkt im Hauptfeld Unterschlupf gefunden hat. Von den beiden jungen Nachwuchsspielerinnen zu erwarten, dass sie ähnlich erfolgreich abschneiden wie die beiden Aargauer Akteure Karin Kennel (Finalistin) und Jens Hauser (Sieger) im Vorjahr, wäre vermessen. «Es ist ein Erfolg, wenn sie eine oder zwei Runden überstehen», meint Turnierorganisator Freddy Blatter. Dennoch hofft er, dass Bertschi, deren aggressive Spielweise in der Halle gut zur Geltung kommt, vom Heimvorteil profitieren kann.
Neben Bertschi und Schneider haben sich über 300 weitere Spielerinnen und Spieler angemeldet. Diese kommen vorwiegend aus Europa, doch es gab auch einzelne Nennungen aus Australien, Amerika und Algerien. Trotz der starken internationalen Konkurrenz ist die «Swiss Junior Trophy» für die regionalen Spieler ein wichtiges Turnier. «Wir möchten regionalen Nachwuchsspielern die Chance geben, die ersten Punkte zu ergattern, um den Einstieg in die internationale Tennisszene zu schaffen», erklärt Blatter.

Schweizer sind Favoriten
Trotz der schwierigen Ausgangslage für die Aargauer Teilnehmer darf man sich berechtigte Hoffnungen auf einen Schweizer Turniersieg machen. Megane Bianco (ITF 90), die sich vergangene Woche bei den Junioren-Australian- Open fürs Hauptfeld qualifizierte, gilt an der «Swiss Junior Trophy» als grosse Favoritin. Bei den Junioren gehört der als Nummer zwei gesetzte Daniel Valent (ITF 216), der zuletzt dreimal hintereinander im Endspiel eines internationalen Juniorenturniers stand, zu den Titelanwärtern.


Bild und Text von Fabio Baranzini

Dienstag, 17. Januar 2012

Kennel zum vierten Mal Schweizer Meisterin

Die Entfelderin Karin Kennel (N2, 16, im Bild) sicherte sich an den Junioren-Schweizer-Meisterschaften erstmals den Titel bei den Ältesten. Ebenfalls überzeugen konnte der 11-jährige Jonas Schär (R4) aus Oftringen.

Kennel, die in der Kategorie U18 an Nummer zwei gesetzt war, unterstrich ihre Titelambitionen bereits in den ersten Runden. Dank souveränen Siegen gegen Mirjam Zeller (N4, 47) und Nina Stadler (N3, 36) qualifizierte sich die 16-Jährige für die Halbfinals, wo sie auf Turniernummer vier Seraina Jäger (N3, 35) traf. Doch auch Jäger vermochte Kennel nicht ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. 6:3, 6:4 lautete das deutliche Resultat zugunsten der Aargauerin.
Im Endspiel wartete mit Tess Sugnaux (N2, 13) der erste richtige Prüfstein. Die Westschweizerin spielte im letzten halben Jahr stark auf und machte in der nationalen Rangliste einen Sprung von Rang 25 auf 13. Auch auf der WTA-Tour zeigte Sugnaux wiederholt gute Leistungen und rangiert momentan auf Position 985 der Frauen Weltrangliste. Kennel liess sich von den Resultaten ihrer Gegnerin aber nicht beeindrucken. Die Entfelderin besiegte Sugnaux in zwei Sätzen mit 7:6, 6:4. Mit diesem Sieg sicherte sich Karin Kennel den insgesamt vierten Junioren-Schweizer-Meistertitel ihrer Karriere, jedoch den Ersten in der Königskategorie der unter 18-Jährigen.

Im Halbfinal knapp gescheitert
Für einen Exploit sorgte Jonas Schär in der Kategorie U12. Der 11-jährige Oftringer, der neuerdings dem C-Kader des Schweizerischen Tennisverbandes angehört, bezwang nach einem problemlosen Auftaktsieg in der zweiten Runde den an Nummer vier gesetzten Brian Bencic (R3) mit 7:5, 6:4. Auch im Viertelfinale blieb der ungesetzte Schär ohne Satzverlust und deklassierte Alessandro Pedrazzini (R4) gleich mit 6:0, 6:2. Im Halbfinal musste der junge Aargauer dann aber seine Hoffnungen begraben. In einer hart umkämpften Partie unterlag er dem an Nummer zwei gesetzten Damien Wenger (R3) mit 7:5, 6:7, 3:6.
Die restlichen sieben im Aargau wohnhaften Vertreter schieden bereits vor dem letzten Spieltag aus.


Bild zur Verfügung gestellt, Text von Fabio Baranzini

Donnerstag, 12. Januar 2012

Kennel einzige Titelhoffnung

Ab morgen kämpft der Tennisnachwuchs in Emmen, Kriens und Littau um die Schweizer Meister Titel – mit dabei sind auch neun im Kanton Aargau wohnhafte Akteure. 

Von diesen darf sich vor allem die Entfelderin Karin Kennel (N2, 16) berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen. Die 16-Jährige, die seit letztem Sommer voll auf die Karte Tennis setzt und im Tenniscenter Aarau West bis zu 25 Stunden pro Woche trainiert, ist in der Königskategorie der unter 18-Jährigen an Position zwei gesetzt. Ihre stärkste Kontrahentin dürfte die Romande Tess Sugnaux (N2, 13) sein.
Nicht mit dabei ist Joshua Zeoli (N4, 136). Der 17-Jährige aus Stein, der bei den Titelkämpfen im Sommer überraschend das Finale erreichte, fehlt wegen einer Knieverletzung.
Neben Kennel sind Urs Thurau (U18/R2 aus Wohlen), Amanda Schneider (U16/R1 aus Würenlingen), Michelle Bertschi (U16/R1 aus Seon), Nikolaj Talimaa (U14/R3 aus Magden), Jonas Schär (U12/R4 aus Oftringen), Denis Plüss (U10/R5 aus Möriken), Sophie Lüscher (U10/R6 aus Seengen) und Tina Nadine Smith (U10/R6 aus Aarau) in Luzern am Start.


von Fabio Baranzini

Mittwoch, 4. Januar 2012

Von Montreal nach Menziken

Im kommenden Jahr hat Nikolai Haessig, die Nummer 25 der Schweizer Tennisrangliste, Grosses vor. Seit einem Jahr lebt und trainiert der schweiz-kanadische Doppelbürger im Aargau.

«Endlich bin ich wieder hier», freut sich Nikolai Haessig. Nach sechs Wochen Wettkampf in der Türkei, zwei Wochen Training in Montreal und dem Weihnachtsurlaub in der Schweiz nahm er letzte Woche im Tenniscenter Aarau West das Training auf.

Der 19-Jährige ist in seinem Leben schon viel herumgekommen. Aufgewachsen ist der Sohn zweier ausgewanderter Schweizer – der Vater ist Aargauer, die Mutter kommt aus Burgdorf – in Williams Lake, einer kleinen Stadt nördlich von Vancouver. Mit 9 Jahren zog Haessig mit seiner Familie nach Vancouver, ehe 2007 ein weiterer Ortswechsel anstand. «Ich ging nach Montreal, wo ich im Stützpunkt des Kanadischen Tennisverbands optimal trainieren konnte», erklärt er. Ende 2010 folgte dann der bis jetzt letzte Umzug für Nikolai Haessig: Mit seinem Vater will er mindestens drei Jahre in der Schweiz bleiben.

Begeisterter Eishockeyfan
«Montreal war gut zum Trainieren, doch um Turniere zu spielen, musste ich immer drei, vier Stunden fliegen. Die Schweiz liegt viel zentraler», begründet er seinen Entscheid. Seit rund einem Jahr lebt Haessig bei seinen Grosseltern in Menziken. «Nach zehn Jahren in einer Grossstadt war die Umstellung schwierig, doch zum Glück konnte ich die Sprache schon», erzählt der begeisterte Vancouver Canucks-Fan in akzentfreiem Berndeutsch. Die Resultate seines Eishockeyteams verfolgt Haessig noch immer mit grossem Interesse. «Leider kann ich die Spiele nicht im TV anschauen, denn wegen der Zeitverschiebung finden diese mitten in der Nacht statt.»
Bis zu 30 Stunden pro Woche feilt die ehemalige Nummer 57 der Juniorenweltrangliste in Oberentfelden an seiner Karriere. Obwohl er die guten Trainingsleistungen im vergangenen Jahr nicht in Siege ummünzen konnte, setzt er sich nicht unter Druck. «Ich bin zufrieden mit meinem Spiel und glaube, dass ich 2012 auf der ATP-Tour Fuss fassen werde», so der 19-Jährige, dessen Ziel für die nächste Saison die Top 600 sind. Ein hohes Ziel, doch Nikolai Haessig ist überzeugt, «dass man sich hohe Ziele setzen muss, um weiterzukommen».


Bild und Text von Fabio Baranzini