Dienstag, 21. Juli 2015

Die grosse Bühne als unverhoffter Lohn

Luca Keist bestritt gestern sein erstes Match an der Junioren EM in Klosters. Noch vor einer Woche hätte er nicht davon geträumt, an diesem Turnier teilzunehmen.

Es ist angerichtet. Auf der grössten Bühne des europäischen Tennisnachwuchs in Klosters ist alles bereit. Die eindrückliche Bergwelt und der wolkenlose, stahlblaue Himmel sorgen für eine spektakuläre Kulisse. Die Fahnen der teilnehmenden Nationen, die entlang des Center Courts hängen, flattern im Wind. Das elektronische Scoreboard hinter dem grössten Platz der Anlage zeigt die Namen der beiden Protagonisten, die in wenigen Minuten die rote Asche betreten werden. Einer von ihnen ist der Aargauer Luca Keist. Für den 17-jährigen Rotschopf vom Tennisclubs Zofingen ist die Teilnahme an der Heim-Europameisterschaft in Klosters der grösste Auftritt seiner Karriere. Ein Auftritt, mit dem er eigentlich gar nicht gerechnet hatte.
Erst am vergangenen Donnerstagabend hatte er erfahren, dass er den Platz von Raphael Baltensperger erben wird, der wegen einer Verletzung nicht mitmischen kann. Keist liess sich nicht zwei Mal bitten. Da er aber am Sonntagnachmittag noch an einem Juniorenturnier in Deutschland im Einsatz stand, verkomplizierte sich die Anreise. „Das Finale dauerte drei Stunden. Wir hätten beinahe den Flieger verpasst. Die Zeit reichte nicht mal zum Duschen“, sagt Keist lachend. In Klosters ist er kurz vor Mitternacht eingetroffen.

Grosse Fortschritte
So unverhofft die Teilnahme an der Heim-EM für Luca Keist auch kommen mag, verdient ist sie allemal. Der Linkshänder, der in Frenkendorf trainiert und das Sportgynmasium in Liestal besucht, ist in den vergangenen 18 Monaten förmlich explodiert. Zuvor kaum je aufgefallen, gewann er in dieser Zeit zwei Silbermedaillen an nationalen Nachwuchs-Titelkämpfen – zuletzt vor knapp zwei Wochen in der Kategorie U18. Zudem trumpfte er auf der internationalen Juniorentour gross auf und spielte sich innerhalb nicht einmal eines Jahres bis auf Rang 345 in der Juniorenweltrangliste. Am Sonntag gewann er in Deutschland seinen ersten internationalen Juniorentitel.
Und nun folgt der Lohn für die jüngsten Erfolge: der Auftritt auf der ganz grossen Bühne. Gegen den Spanier Bernabe Zapata Miralles, der vor wenigen Tagen seinen ersten Titel bei den Profis bejubeln konnte, startet Keist gleich mit einem Break. Unerschrocken ging er an die Sache heran und sorgte mit seiner erfrischenden und variablen Spielweise immer wieder für Farbtupfer. Ein Stoppball hier, ein clever gespielter Slice da und immer wieder gut platzierte Winkelschläge – Keist unterhielt die Zuschauer auf dem Center Court bestens. Allerdings liess der Youngster auch eine ganze Reihe an Chancen aus und musste so trotz mehrmaligem Breakvorsprung den ersten Satz mit 5:7 abgeben.

Bereit für höhere Aufgaben
Klosters kennt man primär als Wintersport- und Wanderdestination. Dennoch ist die Destination ein Fixpunkt im Tenniskalender. Bereits zum 19. Mal findet in Prättigau die Junioren EM statt. Und so mancher Stern am internationalen Tennishimmel ist an jener Stätte aufgegangen. Carlos Moya, Robin Söderling und Anna Kournikova sind nur einige Namen, die sich in Klosters in die Siegerliste eintragen lassen durften. Aber auch aus Schweizer Sicht gab es einige Erfolge: Martina Hingis gewann 1994 Gold und Timea Bacsinszky holte 2004 Silber.
Vom grossen Durchbruch träumt auf Luca Keist. In seinem gestrigen Erstrundenspiel hat es dafür aber noch nicht gereicht. Er musste trotz couragiertem Auftritt auch den zweiten Satz knapp seinem Gegner überlassen. 5:7, 6:7 lautete das Schlussverdikt. „Ich bin zufrieden mit meinem Spiel. Dafür, dass mein Gegner ein Kopf grösser und wesentlich breiter war als ich, habe ich mich gut geschlagen. Aber trotzdem bin ich natürlich enttäuscht, dass ich verloren habe“, bilanzierte Keist nach dem Spiel.
Für den jungen Aargauer geht es nun Schlag auf Schlag weiter. Bereits nächste Woche folgt die Swiss Junior Trophy in Oberentfelden, danach ein weiteres Turnier in Luxemburg. Dann sind die Sommerferien vorbei und für den 17-Jährigen steht wieder die Schule im Zentrum. Vorerst: Denn Luca Keist hat in den letzten Wochen bewiesen, dass er bereit ist für höhere Aufgaben.

Text und Bilder von Fabio Baranzini

Sonntag, 19. Juli 2015

Titelpremiere und EM-Teilnahme für Luca Keist

Luca Keist stellt seine derzeit starke Form erneut unter Beweis und holt sich in Deutschland seinen allerersten Titel auf der ITF-Tour. Doch damit nicht genug: Keist darf die Schweiz an der Junioren EM in Klosters vertreten. 

14 Siege bei nur zwei Niederlagen und das alles innerhalb von drei Wochen – das ist die eindrückliche Bilanz von Luca Keist (ITF 444). Und der 17-jährige Linkshänder hat seine Siege nicht irgendwo eingefahren, sondern bei den Junioren Schweizer Meisterschaften, wo er vor einer Woche das Finale erreicht hatte, und bei zwei internationalen Juniorenturnieren der Kategorie Grad 4 in Deutschland. Auch dort hat Keist einmal das Endspiel erreicht und diese Woche nun gar seinen allerersten Titel auf der ITF-Tour feiern können.
Beim Turnier in Möchengladbach gehörte Keist nicht nur aufgrund seiner jüngsten Resultate, sondern auch wegen seiner Setzlistenposition zu den Favoriten. Der Junior des TC Zofingen war an Position vier gesetzt und wurde dieser Favoritenrolle in den ersten Runden souverän gerecht. In den ersten vier Matches gab er keinen einzigen Satz ab und gewann sein Viertelfinalspiel gegen den Inder Adil Kalyanpur (ITF 761) gar hoch überlegen mit 6:0, 6:0.

Umkämpftes Finalspiel
Richtig gefordert wurde Luca Keist erst im Final, wo er auf den Einheimischen Jesper Tull Freimuth (ITF 805) traf. Das hart umkämpfte Duell um den Titel entschied Keist letztlich in drei ausgeglichenen Sätzen mit 7:5, 3:6, 6:4 für sich. Für den jungen Aargauer ist es der erste Turniergewinn überhaupt auf der ITF-Tour. Und dank diesem erneut starken Auftritt in Deutschland wird er sich in der Juniorenweltrangliste um beinahe 100 Ränge verbessern und in der Region von Position 350 klassiert sein – so weit vorne wie noch nie zuvor in seiner Karriere.

Junioren-EM als Zückerchen
Damit aber noch nicht genug: Weil Raphael Baltensperger, derzeit die Schweizer Nummer drei in der Kategorie U18, verletzt auf die Teilnahme an der Junioren Europameisterschaft in Klosters verzichten muss, rutscht Keist aufgrund seiner jüngsten Erfolge nach. Der 17-Jährige darf sich in der kommenden Woche in Graubünden mit der europäischen Spitze messen. Dort trifft er auf den Spanier Bernabe Zapate Miralles (ohne Ranking), der vor einem Jahr die Nummer 156 der Juniorenweltrangliste war.

Text und Bild von Fabio Baranzini

Donnerstag, 16. Juli 2015

Das U18-Teilnehmerfeld mit eindrücklichen Namen

In wenigen Tagen beginnt in Oberentfelden die 9. Ausgabe der Swiss Junior Trophy. Das internationale Juniorenturnier, das Freddy Blatter organisiert, wird in diesem Jahr erstmals als ITF-Turnier der zweiten Kategorie ausgetragen. Entsprechend stark ist das Teilnehmerfeld besetzt.

Sie sticht heraus: Die als Nummer 1 gesetzte Tereza Mihalikova. Die Slovakin reist mit dem Siegerpokal des diesjährigen Australien Open im Gepäck an. Im Ranking der ITF Weltrangliste (U18) liegt sie auf Platz 11. Die Rechtshänderin mit eindrücklicher zweihändiger Rückhand startete mit Tennis im Alter von sechs Jahren. Heute, elf Jahre später, zählt sie zu den besten Juniorinnen weltweit.

Supertalent Mira Antonitsch ist dabei
Nicht weniger als sieben Juniorinnen aus den Top 100 gehen in Oberentfelden an den Start. Auch dabei und speziell zu erwähnen die Nummer 65 der Weltrangliste, Mira Antonitsch. Fachleute sehen in der Österreicherin eine angehende Top 10-Spielerin bei den Profis und die Antwort unserer östlichen Nachbarn auf Timea Bacsinszky.
Aus Neuseeland und aus Estland reisen Jade Lewis und Valeria Gorlats, die besten Tennisjuniorinnen ihres Landes, an.

22 Spieler direkt im Hauptfeld
Das Teilnehmerfeld der Boys brilliert mit acht Spielern aus den Top 100. Allen voran der Franzose Geoffrey Blancaneaux (45) gefolgt vom Deutschen Louis Wessels (58) und dem Esten Mattias Siimar (60). Die Nummer 22 im Hauptfeld ist Dänemarks bester Tennisjunior Johannes Ingildsen.
Für das U18-Turnier haben sich bei den Girls wie auch bei den Boys je rund 250 Spielerinnen und Spieler für die Swiss Junior Trophy angemeldet. 22 sind für das Haupttableau gesetzt. 4 müssen durch die Qualifikation, 4 bekommen eine Wildcard, 2 weitere bekommen dank einem "Special Exempt" die Möglichkeit direkt ins Hauptturnier einzusteigen.

Text zur Verfügung gestellt, Bild Scott Barbour/Getty Images

Montag, 13. Juli 2015

Ein Aargauer Trio im U18-Halbfinal

An der Junioren Schweizer Meisterschaft, die am Wochenende zu Ende ging, haben die Aargauer insgesamt sechs Medaillen gewonnen. Die beste Leistung im Einzel ging auf das Konto von Luca Keist, der das Endspiel erreichte.

Damit hätte vor dem Turnier wohl niemand gerechnet: Ausgerechnet in der Königskategorie U18 der Junioren stellt der Kanton Aargau drei von vier Halbfinalisten – und das obwohl keiner des Aargauer Trios vor dem Turnier zu den absoluten Topfavoriten gehört hat. Die drei Aargauer Luca Keist (N4, 101, im Bild, TC Zofingen), Patrik Hartmeier (N4, 114, TC Teufenthal) und Noël Kunz (N4, 123, TC Teufenthal) wuchsen jedoch allesamt über sich hinaus und eliminierten deutlich besser klassierte Spieler auf dem Weg in die Halbfinals.
Hartmeier schlug in der zweiten Runde niemand geringeren als den grosse Titelfavoriten Raphael Baltensperger (N2, 22) in zwei Sätzen. Dieser gab in der Folge verletzungsbedingt Forfait für die Doppelkonkurrenz. Keist schlug den an Nummer drei gesetzten Luka Panic (N4, 73), gegen den er zuletzt zwei Mal in Folge an Schweizer Meisterschaften verloren hatte, und Kunz bezwang Gabriel Currlin (N4, 75), die Nummer vier der Setzliste, in drei Sätzen.

Vierstündiger Kampf
Vom Aargauer Trio in den Halbfinals konnte sich dann einzig Luca Keist für das Endspiel qualifizieren. Der 17-jährige Linkshänder, der in der Woche davor erstmals das Final eines internationalen Juniorenturniers erreicht hatte, schlug Hartmeier mit 7:5, 6:3. Im Spiel um die Goldmedaille duellierte er sich mit Arturo Schmidt (N3, 69), der sich im Halbfinal in drei Sätzen gegen Noël Kunz durchgesetzt hatte. Keist und Schmidt lieferten sich ein hart umkämpftes Match, das beinahe vier Stunden dauerte und geprägt war von vielen langen Ballwechseln. Am Ende musste sich Keist mit 7:6, 4:6, 6:7 geschlagen geben. „Mir fehlten mehrmals nur zwei Punkte zum Sieg, einen Matchball hatte ich aber nie“, so Keist. „So zu verlieren ist natürlich bitter und ich war auch sehr enttäuscht. Trotzdem: Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich so weit komme. Ich bin sehr zufrieden, wie ich gespielt habe."

Starke Aargauer Doppel
Obwohl Keist die Goldmedaille knapp verpasst hatte, konnte sich der Kanton Aargau über  Gold freuen – und zwar gleich drei Mal. Im Doppel gewannen Patrik Hartmeier und Noël Kunz in der Kategorie U18. Jonas Schär (R1, TC Zofingen) holte sich gemeinsam mit Lukas Vontobel (R1) den Titel bei den unter 16-Jährigen und bei den Juniorinnen derselben Alterskategorie siegte Dominique Meyer (N4, 54, TC Zofingen) mit Ylena In-Albon (N2, 23).
Neben Keist, Hartmeier und Kunz holte sich auch noch eine Aargauerin eine Medaille in der Einzelkonkurrenz. Chelsea Fontenel (R4, TC Rheinfelden) kämpfte sich als ungesetzte Spielerin in der Kategorie U12 bis ins Halbfinale vor und bezwang dabei gleich zwei R3-Spielerinnen. In der Vorschlussrunde musste sie sich dann aber der späteren Siegerin Kiara Cvetkovic (R2) deutlich geschlagen geben.

Text und Bild von Luca Keist von Fabio Baranzini, Gruppenbild zur Verfügung gestellt

Montag, 6. Juli 2015

Aargauer gehören nicht zu den Topfavoriten

Heute beginnt in Mönchaltorf, Wetzikon und Uster die Sommerausgabe der Junioren Schweizer Meisterschaft. An den nationalen Titelkämpfen sind auch fünfzehn Teilnehmer aus dem Kanton Aargau dabei, darunter einige mit Aussenseiterchancen.

Erfreulicherweise ist der Kanton Aargau fast schon eine Macht in der Königskategorie U18 bei den Junioren. Leider zählt kein Aargauer Junior zu den absoluten Topfavoriten, aber immerhin stellt der Kanton gleich einen Viertel der direkt qualifizierten Athleten – ein mehr als ansehnlicher Wert. Die nominell besten Chancen auf eine Medaille hat der Hettenschwiler Yanik Kälin (N4, 79, im Bild), der an Nummer fünf gesetzt ist. Chancen hat jedoch auch Luca Keist (N4, 101), der zuletzt auf der ITF-Tour mit positiven Resultaten aufgewartet und seine gute Form unter Beweis gestellt hat. Dass seine aktuelle Verfassung stimmt, hat auch Patrik Hartmeier (N4, 114) bewiesen, in dem er sich an den kantonalen Meisterschaften erstmals für die Halbfinals qualifizieren konnte. Der vierte im Aargauer Bunde ist Noël Kunz (N4, 123) aus Meisterschwanden.

Schär, der Spieler für die wichtigen Turniere
In der Kategorie U16 bei den Juniorinnen fungiert mit der Aarauerin Dominique Meyer (N4, 54) eine Spielerin in der Setzliste. Als Nummer acht wartet jedoch voraussichtlich im Viertelfinal in der Person der top gesetzten Ylena In-Albon (N2, 23) eine sehr hohe Hürde auf Meyer. Bei den Junioren in derselben Kategorie geht Jonas Schär (R1) aus Oftringen an den Start. Der 15-Jährige hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er an nationalen Titelkämpfen immer für eine Überraschung gut ist. Allerdings trifft er bereits in der zweiten Runde auf den an Nummer drei gesetzten Maximilian Gatev (R1).

Viele junge Aargauer sind dabei
Gleich drei Aargauer Starter gehen in der Kategorie U14 an den Start. Es sind dies Janic Notter (R2, im Bild) aus Zufikon, Jérôme Kym (R2) aus Möhlin und Sophie Lüscher (R2) aus Seengen. Allesamt haben sich direkt fürs Hauptfeld qualifizieren können, allerdings nur sehr knapp. Das Trio gehört damit zu den Aussenseitern. Ähnliches gilt auch für Chelsea Fontenel (R4) aus Kaiseraugst, die erstmals in der Kategorie U12 an den Start gehen wird, und für Anastasija Markovic (R4) aus Birmensdorf. Die Aargauer Starter an der Junioren Schweizer Meisterschaft werden komplettiert durch Janis Simmen (R6), Gianluca Kunz (R6) und Diona Hani, die alle in der Kategorie U10 starten.

Text und Bilder von Fabio Baranzini