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Dienstag, 30. Januar 2018

Der Gewinnertyp

Der 14-jährige Jérôme Kym aus Möhlin bringt optimale Voraussetzungen mit für eine grosse Tenniskarriere

In zwei Wochen hat Jérôme Kym Geburtstag. Dann wird er 15 Jahre alt. Der Fricktaler steht also noch ganz am Anfang seiner Tenniskarriere. Und trotzdem hat er schon mehr erreicht, als viele Spieler in ihrer gesamten Laufbahn je erreichen werden. Vor allem in den letzten 12 Monaten hat Kym, der mit seinem starken Aufschlag und seiner Vorhand das Spiel diktiert, sein Talent mehrfach eindrücklich unter Beweis gestellt.
Er holte die Silbermedaille an der U14-Team-Europameisterschaft, siegte beim prestigeträchtigen Tim Essone U14-Turnier in Paris, das vor ihm Spieler wie Rafael Nadal oder Tommy Robredo gewonnen hatten, und krönte sein starke Saison im August mit der Goldmedaille an der U14-Team-Weltmeisterschaft. Ein historischer Sieg, denn Kym und seine beiden Teamkollegen waren die ersten Schweizer Junioren überhaupt, die einen Team-Weltmeistertitel gewinnen konnten. Mit sechs Siegen aus sechs Einzelpartien und nur einer einzigen Niederlage im Doppel trug Jérôme Kym einen grossen Teil zu diesem Erfolg bei. Der Lohn für diese starken Leistungen: Rang vier in der U14-Weltrangliste.

Racket und Ball gefunden
Dass Jérôme Kym überhaupt zum Tennissport gefunden hat, war reiner Zufall. Niemand in seiner Familie spielt Tennis und brachte ihn so auf den Geschmack des weissen Sports. Viel mehr war es ein „Glücksfund“ im Haus seines Grossvaters. „Ich fand hinter einer Tür ein Tennisracket und einen Ball, wusste aber nicht, was das ist“, erinnert sich Kym, der damals rund drei Jahre alt war. „Mein Vater erklärte mir dann, was ich da gefunden hatte, und wir haben es dann auf der Strasse gleich ausprobiert.“
Schnell wuchs bei Jérôme Kym das Interesse am Tennissport und im Alter von sieben Jahren begann er regelmässig zu trainieren. Es war auch zu dieser Zeit, als Jérôme Kym gemerkt hat, dass Tennis für ihn mehr sein könnte als nur ein Hobby. Die ersten Erfolge liessen nicht lange auf sich warten. Gleich zwei Mal sicherte er sich den Schweizer Meistertitel in der Alterskategorie U10. Er verlegte seinen Trainingsstandort nach Frenkendorf, wo er gut drei Jahre trainierte. Dann – im Sommer 2016 – entschied er sich, im Alter von 13 Jahren nach Biel zu ziehen, um im nationalen Leistungszentrum von Swiss Tennis zu trainieren. Seither lebt er von Montag bis Freitag in der Uhrenstadt und nicht mehr bei seiner Familie in Möhlin. „Natürlich vermisse ich meine Familie, aber ich muss an meine Zukunft denken und dafür sind die Voraussetzungen in Biel einfach besser“, begründet Kym seinen Entscheid.

Ausgeprägte Winnermentalität
Jérôme Kym weiss sehr genau, was er will. Und wenn er sich etwas vorgenommen hat, ist er auch bereit, konsequent daran zu arbeiten und die dafür nötigen Prioritäten zu setzen. Nicht umsonst bezeichnet er seinen „Kopf“ als seine grösste Stärke. Dies bestätigt auch sein Trainer Urs Walter. „Jérôme hat eine ausgeprägte Winnermentalität. Er will immer gewinnen, egal was er macht.“ Es überrascht daher nicht, dass der jungen Fricktaler von einer grossen Karriere träumt. Tennisprofi wolle er werden und die Top 10 erreichen – mindestens, sagt er und fügt hinzu: „Ich weiss, dass ich mir sehr hohe Ziele setze, aber ich will diese auch unbedingt erreichen.“
Die Voraussetzungen dafür sind bei Jérôme Kym vorhanden. Das steht ausser Frage. Er hat das Talent und den Willen. Trotzdem sollte man mit seinem Talent behutsam umgehen. Kym wäre nicht der erste Spieler, der in jungen Jahren grosse Erfolge gefeiert hat und mit Vorschusslorbeeren überhäuft wurde, den Durchbruch dann aber trotzdem nicht geschafft hat. „Oft werden Spieler zu früh auf ein Podest gehoben und erhalten Sonderbehandlungen. Da schauen wir im täglichen Training darauf, dass dies bei Jérôme nicht geschieht. Auch seine Eltern und seine beiden Geschwister helfen dabei, dass er auf dem Boden bleibt“, sagt Urs Walter. Man darf gespannt sein, wohin der Weg von Jérôme Kym in den nächsten Jahren führen wird. Seinen Namen sollte man sich aber auf jeden Fall merken.

Text von Fabio Baranzin, Bild Freshfocus

Sonntag, 15. Oktober 2017

Auf der Suche nach dem „perfekten Gefühl“

Michelle Paroubek (45) gehört in ihrer Altersklasse zu den besten 10 Spielerinnen der Welt und hat vor zwei Wochen mit dem EM-Titel ihren bislang grössten Erfolg gefeiert.

Tennis war nicht die erste Wahl von Michelle Paroubek. Obwohl ihre Eltern Tennis spielten, entschied sie sich fürs Kunstturnen. Doch mit 12 Jahren legten ihr die Trainer nahe, sie solle damit aufhören. Sie sei zu gross fürs Kunstturnen, hiess es. Also griff Michelle Paroubek doch zum Racket und begann, auf den Tennisplätzen des TC Obersiggenthal den gelben Tennisbällen nachzujagen.
„Ich war am Anfang nicht sonderlich gut. Mir fehlte schlicht die Kraft, um die Bälle mit den schweren Holzrackets sauber schlagen zu können“, erinnert sich Michelle Paroubek an ihre Anfänge. Erst ein Tipp ihres Vaters brachte Besserung. „Halte das Racket mit beiden Händen“, riet er seiner Tochter. Michelle Paroubek befolgt den Ratschlag bis heute. Noch immer spielt sie – und das sieht man nur ganz selten – Vor- und Rückhand beidhändig.

Die Faszination ist noch immer da
Vielleicht ist es diese etwas unorthodoxe Spielweise, die es für die Gegnerinnen so unangenehm macht, gegen Michelle Paroubek zu spielen. Aber mit Sicherheit ist es nicht nur das. Paroubek verfügt über ein breites Repertoire an Schlägen, die sie taktisch sehr geschickt einsetzt und damit ihre Gegnerinnen nicht selten zur Verzweiflung bringt. Es passt daher ins Bild, dass sie sagt: „Tennis ist für mich ein Spiel und genauso versuche ich auch, meine Matches zu bestreiten. Ich bin ein absoluter Spielertyp. Nicht nur auf den Tennisplatz, sondern auch Zuhause. Mit meiner Familie spiele ich sehr gerne Gesellschaftsspiele.“
Auch nach über 30 Jahren Tennis ist Michelle Paroubek, die für den Tennisclub Brugg spielt, noch immer fasziniert von der Vielfalt der Sportart. „Im Tennis ist unglaublich viel möglich. Mal spielen wir draussen, dann in der Halle, mal spiele ich gut, dann wieder schlecht und auch die Bedingungen und die Gegner sind immer anders“, sagt Paroubek, die ein Mal pro Woche für sich trainiert und zudem mit ihren drei Kindern regelmässig spielt.

Zwei EM-Medaillen auf Mallorca
Zu Juniorenzeiten gehörte Michelle Paroubek nie zu den allerbesten. Besser als N4 – bei den Frauen sind diese die 75 besten Spielerinnen der Schweiz – war sie nie klassiert. Dafür ist ihre Konstanz beeindruckend. Obwohl sie studiert hat, drei Mal Mutter geworden ist und mittlerweile wieder in einem 80-Prozent-Pensum als Biologielehrerin an der Kantonsschule Baden arbeitet, konnte sie ihr Spiellevel halten. In dieser Sommersaison war sie noch immer N4 klassiert. Und das notabene im Alter von 45 Jahren.
Aktuell ist Michelle Paroubek in ihrer Altersklasse die Nummer 1 der Schweiz und hat sich in diesem Sommer ihren 10. Schweizer Meistertitel bei den Seniorinnen gesichert. Aber auch auf internationalem Parkett ist sie erfolgreich unterwegs. Vor zwei Wochen hat sie auf Mallorca an den Europameisterschaften die Goldmedaille im Einzel und die Silbermedaille im Mixed gewonnen. Dank diesem Erfolg – dem grössten in ihrer Karriere – hat sie sich in die Top 10 der Weltrangliste der Seniorinnen 45+ gespielt.

Noch lange nicht genug
Trotz den vielen Siegen ist es nicht ausschliesslich der Erfolg, der Michelle Paroubek antreibt. „Natürlich ist es schöner, wenn man gewinnt. Ich versuche aber in erster Linie, auf dem Platz zu kämpfen und alles zu geben. Die Suche nach dem perfekten Gefühl in meinen Schlägen – das ist es, was mich motiviert“, beschreibt Paroubek, die ihre Fitness und ihre Sicherheit in den Schlägen als grösste Stärke bezeichnet.
Und diese Stärken dürften sie auch in Zukunft zu weiteren Siegen führen. Denn ans Aufhören denkt Michelle Paroubek noch lange nicht. „Ich habe an der EM auf Mallorca die über 85-Jährigen spielen sehen. Ich war beeindruckt, wie fit sie waren und wie gut sie noch immer gespielt haben. Das zu erreichen, ist mein Ziel.“

Text und Bild von Fabio Baranzini

Mittwoch, 18. September 2013

Mit 80 Jahren die Karriere lanciert

Der Hunzenschwiler Max Nägelin (85) hat sein aufregendes Leben um ein Kapitel bereichert: Vor fünf Jahren spielte er sein erstes offizielles Turnier und gewann gleich die Bronzemedaille an der Schweizer Meisterschaft. Heute steht er fünf Mal pro Woche auf dem Tennisplatz.

Ein typischer Herbsttag: grauer Himmel, tief hängende Wolken, etwas über zehn Grad und feucht. Auf der Anlage des Tennisclubs Suhr ist wenig los. Lediglich auf Platz eins wird gespielt. Zwei Senioren jagen sich übers Feld. Bei schönen Punkten gibts Lob vom Gegner, doch der Ehrgeiz ist zu spüren. Über verpatzte Chancen ärgern sie sich genauso, wie sie sich über gelungene Stoppbälle freuen. Einer der beiden Senioren ist der 85-jährige Max Nägelin. Vor zwei Wochen hat er in Hinterzarten (De) sein erstes internationales Tennisturnier in der Spielklasse Ü85 gewonnen. In dieser Alterskategorie ist er die Nummer 21 der Welt. Darauf ist er stolz, auch wenn nur 41 Spieler in der Rangliste geführt werden.
Dass Nägelin in seinem Alter noch immer den Tennisbällen hinterherrennen kann, ist nicht selbstver- ständlich. Im Alter von 22 Jahren erkrankte er an Tuberkulose, war neun Monate in einem Sanatorium, ehe er wieder auf die Beine kam. «Wäre nicht gerade zu dieser Zeit ein Wirkstoff gegen Tuberkulose auf den Markt gekommen, wäre ich heute nicht mehr hier», ist er überzeugt. Doch nicht nur wegen seiner Krank- heit blickt er auf eine bewegte Vergangenheit zurück.

Einmal über den Atlantik gesegelt
Aufgewachsen ist Max Nägelin in Lausen BL. Nach der Schule schlug er sich mit Gelegenheitsjobs durch, eine Lehre absolvierte er nicht. Er arbeitete in verschiedenen Firmen, war Schweisser und Chauffeur. Nach überwundener Krankheit zog Nägelin mit seiner damaligen Freundin nach Biel, wo er eine Stelle als Bürohilfskraft in der Uhrenindustrie annahm. Als er 27 war, verstarb seine Freundin bei einem Unfall. Für Max Nägelin ein Zeichen. «Ich dachte mir, jetzt musst du deinen Lebenstraum erfüllen: Einmal über den Atlantik segeln.» Gemeinsam mit einem Bekannten kaufte er ein Segelschiff. Fünf Monate fuhren sie vor der Küste der Bretagne, um sich ans Meer zu gewöhnen. Dann kam er zurück in die Schweiz. Er musste Geld verdienen. «Tagsüber arbeitete ich im Büro und nachts fuhr ich Taxi.»
Im darauffolgenden Sommer brach er auf. Von Frankreich bis nach Casablanca segelten er und sein Bekannter. Dann wollte dieser nicht mehr weiter. Nägelin verkaufte das Schiff und schloss sich einem Deutschen an. Gemeinsam überquerten sie den Atlantik. 14 Monate später war Nägelin zurück in der Schweiz, seinen Lebenstraum hatte er sich erfüllt. «Jetzt war es an der Zeit, etwas Anständiges zu tun», erklärt der Weltenbummler.
Er holte das KV nach, heiratete und arbeitete fortan als Buchhalter. Im Alter von 37 Jahren begann er, Tennis zu spielen. Nicht wettkampfmässig, nur für den «Hausgebrauch», wie er es nennt. 1970 zog er mit seiner Frau nach Hunzenschwil, wo er noch heute wohnt. Dem Tennissport hielt er die Treue. Im TC Küttigen spielte er erstmals Interclub, als Aushilfsspieler. Sein erstes offizielles Turnier bestritt er erst viel später – mit 80 Jahren. «Mein früherer Trainer meinte, ich sei so fit, ich müsse unbedingt Turniere spielen. Ich hätte gute Chancen», erzählt er.

Noch lange nicht genug
Sein Trainer sollte recht behalten. Bei seinem ersten Einsatz – es waren die Schweizer Meisterschaften der über 80-Jährigen – schlug Nägelin die Nummer zwei der Schweiz und gewann Bronze. Doch damit nicht genug. Im drauffolgenden Sommer gewann er an der SM die Silbermedaille und wurde für die Weltmeisterschaft in der Türkei selektioniert. Dort gabs wieder die bronzene Auszeichnung mit dem Schweizer Team – alles in seinem ersten Jahr als Turnierspieler.
Heute steht Nägelin fünf Mal pro Woche auf dem Tennisplatz. Sommer und Winter. Zudem spielt er seit fünf Jahren für den TC Suhr, wo der Routinier fester Bestandteil des 3.-Liga-Interclubteams ist. Dass seine Gegner teilweise 30 Jahre jünger sind, stört ihn nicht. «Ich habe Spass. Tennis macht mich fit und gesund», sagt er lachend. Ans Aufhören verschwendet er keinen Gedanken. Im Gegenteil: Max Nägelin plant bereits die nächste Teilnahme am Turnier in Hinterzarten.

Text und Bild von Fabio Baranzini

Mittwoch, 8. Februar 2012

Das ist doch ... Djokovic!?

Novak Djokovics kleiner Bruder Djordje kämpft diese Woche an der Swiss Junior Trophy in Oberentfelden um Punkte für die Juniorenweltrangliste. 

Freddy Blatter staunte nicht schlecht, als er seine Mailbox öffnete.
«Sehr geehrter Herr Blatter. Wir bitten Sie höflich, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, Djordje Djokovic eine Wildcard für das Hauptfeld zu erteilen. [...] Freundliche Grüsse, Novak Djokovic Family Sport», stand da geschrieben.
Die Nachricht des Unternehmens, das von Novak Djokovics Familie 2005 gegründet wurde, fand am 11. Januar den Weg in den elektronischen Posteingang von Freddy Blatter. Der Organisator des internationalen Juniorenturniers «Swiss Junior Trophy» im aargauischen Oberentfelden freut sich über das Interesse der Djokovics an seinem Turnier. «Einen solchen Spieler im Tableau zu haben, ist immer interessant», meint Blatter, der sich nach Erhalt der E-Mail beim Schweizerischen Tennisverband erfolgreich für Djordje Djokovic einsetzte. Der kleine Bruder des frisch gekürten Weltsportler des Jahres 2011, der aufgrund seiner Klassierung in der Juniorenweltrangliste (Rang 1210) in Oberentfelden nicht im Hauptfeld hätte antreten können, erhielt eine Wildcard von Swiss Tennis.

Verblüffende Ähnlichkeit
Am Sonntagabend traf der junge Serbe in Oberentfelden ein. «Gleich nach seiner Ankunft beschwerte er sich, dass das Essen zu teuer sei und dass er sein Match in der Halle B und nicht in der Halle A bestreiten müsse», erzählt Blatter. «Doch wir machen keine Ausnahme, auch er muss sich an unsere Regeln halten.»
Hat der 16-jährige Djordje Djokovic etwa schon Starallüren? Es macht den Anschein, denn auch eine halbe Stunde nach dem vereinbarten Interviewtermin, fehlt von ihm jede Spur. Kurze Zeit später erscheint er doch noch. Der junge Serbe trägt einen schwarzen Trainingsanzug, dasselbe Modell, das Novak Djokovic bei der Siegerehrung der Australian Open getragen hat. Auch sonst ist die Ähnlichkeit mit seinem älteren Bruder nicht von der Hand zu weisen. «Er ist auch auf dem Platz ein Ebenbild von Novak. Die Backhand und seine Art, sich zu bewegen sind praktisch identisch», findet Blatter, der Djordje Djokovic genau beobachtet hat.

Vorbild Agassi
Im Gespräch zeigt sich das Nachwuchstalent von einer anderen Seite, keine Spur von Starallüren und Extrawünschen. Nachdem er sich mehrmals für seine Verspätung entschuldigt hat, gibt er breitwillig Auskunft und wirkt dabei zurückhaltend, fast ein wenig schüchtern.
«Ich will keine Sonderbehandlung, nur weil ich Djokovic heisse», betont er. Mittlerweile hat sich Djordje Djokovic daran gewöhnt, dass er oft wegen seines Bruders angesprochen und mit ihm verglichen wird. «Es ist schön bekannt zu sein, doch ich verspüre deswegen auch zusätzlichen Druck. Jeder Gegner ist besonders motiviert, weil er unbedingt gegen einen Djokovic gewinnen will», erzählt der 16-Jährige, dessen Spitzname «Djole» nahezu identisch klingt wie der seines älteren Bruders «Nole».
Zu Novak hat Djordje Djokovic ein gutes Verhältnis. «Er ist nicht nur ein super Sportler, sondern auch ein toller Mensch. Wir schreiben und telefonieren oft miteinander, denn wir sehen uns nur etwa zwei Monate im Jahr», erzählt er. Dennoch wiederholt «Djole» mehrmals, dass er jetzt seine eigene Karriere aufbauen will, damit er nicht ständig in einem Atemzug mit Novak genannt wird. «Die Leute sollen sagen ‹Schaut, da spielt Djordje Djokovic› und nicht ‹Hey da drüben ist der kleine Bruder von Novak›», wünscht sich der junge Serbe. Zu diesem Ablösungsprozess passt die Antwort auf die Frage nach seinem Idol. «Andre Agassi», sagt er ohne zu zögern. «Sein Grundlinienspiel und seine Einstellung imponieren mir.»

Top 70 als Saisonziel
Seit Djordje Djokovic elf Jahre alt ist, spielt er regelmässig Turniere im Ausland. Deswegen kann er auch nicht regulär zur Schule gehen. Er bringt sich den Stoff selber bei und absolviert alle zwei, drei Monate Prüfungen in seiner Heimatstadt Belgrad. Dadurch wurde der 16-Jährige, der in seiner Freizeit gern Golf spielt und sich mit Freunden trifft, disziplinierter. Diese Eigenschaft kommt ihm im Tennis zugute. «Früher habe ich einfach gespielt, ohne viel zu überlegen», sagt er. Doch dann haben ihn mehrere Verletzungen zweieinhalb Jahre ausser Gefecht gesetzt und er musste umdenken. «Jetzt höre ich besser auf meinen Körper. Ich trainiere härter und seriöser als zuvor. Ich will einmal die Weltnummer eins werden», sagt Djordje Djokovic.
Doch der Serbe hat bereits in dieser Saison Grosses vor: Er will bis Ende Jahr zu den besten 70 Junioren der Welt gehören. Einen kleinen Schritt auf dem Weg dazu macht Djordje Djokovic diese Woche in Oberentfelden. Obwohl er gestern in der zweiten Einzelrunde gegen den Schweizer Daniel Valent chancenlos blieb und auch im Doppel an der Seite des Slowenen Janezic den Kürzeren zog, wird er in der Juniorenweltrangliste rund 150 Plätze gutmachen.


Bild und Text von Fabio Baranzini

Samstag, 27. Februar 2010

Joshua Zeoli – ein Versprechen für die Zukunft

Bei den Aargauer Meisterschaften der Aktiven in Wohlen ist Joshua Zeoli der topgesetzte Spieler. Dies im Alter von 14 Jahren. Höchste Zeit, das Nachwuchstalent vorzustellen.

Der Name Joshua Zeoli dürfte ausserhalb der Tennisszene nicht vielen bekannt sein. Das könnte sich jedoch bald ändern, denn der junge Aargauer Tennisspieler gehört zu den besten Spielern seines Jahrgangs, und dies nicht nur in der Schweiz. «Angesichts seines Potenzials muss er sich auch international vor niemandem verstecken. Er hat durchaus die Fähigkeiten, in Zukunft zu den besten 300 Ten- nisspielern der Welt zu gehören», sagt sein Trainer, der ehemalige Schweizer Spitzenspieler Alain Dedial.
Die bisherigen Erfolge von Zeoli bestärken Dedial in seiner Einschätzung. Im vergangenen Jahr wusste der 14-Jährige bei internationalen Juniorenturnieren in Lichtenstein und Luxemburg mit einer Final- und einer Halbfinalqualifikation zu überzeugen. Zusätzlich entschied er bereits drei kantonale Juniorenmeisterschaften für sich. An diesem Wochenende soll nun auch der erste Aargauer-Meister-Titel bei den Erwachsenen folgen. «Mein Ziel ist ganz klar der Turniersieg», sagt Zeoli vor Turnierbeginn.

In deutschem Gymnasium
Begonnen hat die Tenniskarriere von Joshua Zeoli im Alter von fünf Jahren in Deutschland. «Ich war mit meinen Eltern jeden Tag auf dem Tennisplatz und irgendwann habe ich dann auch ein Racket in die Hand genommen», beschreibt er seinem ersten Kontakt mit dem Weissen Sport. «Es hat mir sofort grossen Spass gemacht und für mich war schnell klar, dass ich Tennis spielen wollte.»
Obwohl Zeoli mit seinen Eltern vor etwas mehr als einem Jahr von Deutschland in den Aargau, nach Stein, gezogen ist, besucht er die Schule weiterhin auf der anderen Seite des Rheins. «Am Gymnasium in Deutschland dauert der Unterricht nur bis 13 Uhr. So kann ich problemlos bis zu fünfmal pro Woche trainieren», erklärt Zeoli, der in seiner Freizeit auch gerne Fussball und Badminton spielt.

Ziel: Top 200 der Welt
Die vielen Trainings unter der Leitung von Alain Dedial sind notwendig, denn Zeoli hat Grosses vor: «Ich möchte zu den besten 200 Tennisprofis der Welt gehören.» Damit er dieses hoch gesteckte Ziel auch erreiche, müsse er die Trainings aber noch kompromissloser und härter angehen, so Dedial. «Vor allem im konditionellen und mentalen Bereich kann er sich noch stark verbessern.» Sollte Zeoli das gelingen, dürfte man in Zukunft noch viel Erfreuliches über den jungen Tennisspieler hören.


von Fabio Baranzini