Mittwoch, 30. Juli 2014

Ein anderer Weg, aber trotzdem erfolgreich

Das Aargauer Tennistalent Jonas Schär besucht keine Sportschule, spielt oft ohne Trainer und setzt sich keine überrissenen Ziele.

In den letzten Jahren wurde der Kanton Aargau verwöhnt mit erfolgreichen Tennisspielerinnen: Die Top-100-Spielerin Stefanie Vögele, die langjährige Fed-Cup-Athletin Amra Sadikovic, Nachwuchshoffnung Karin Kennel, die derzeit in den Top 500 der Welt steht, und Chiara Frapolli, die vor wenigen Wochen den Schweizer Meistertitel in der Kategorie U18 gewonnen hat, um ein paar Beispiele zu nennen. Bei dieser geballten Ladung Frauenpower können die männlichen Kantonskollegen nicht ganz mithalten. Dies könnte sich allerdings in ein paar Jahren ändern. Mit dem 14-jährigen Jonas Schär steht nämlich ein vielversprechendes Tennistalent in den Startblöcken, das die Aargauer Männerfraktion verstärken könnte.

Nur selten bei internationalen Turnieren
Der Blondschopf aus Oftringen gehört in seinem Jahrgang zu den Besten der Schweiz, ist seit neustem wieder Mitglied des C-Kaders von Swiss Tennis und hat in diesem Jahr an den Junioren Schweizer Meisterschaften die Silber- und die Bronzemedaille gewonnen. Diese Woche misst sich Schär an der Swiss Junior Trophy mit der internationalen Konkurrenz in seiner Alterskategorie. Dort ist Jonas Schär derzeit die Nummer 760 in Europa. Dieses Ranking spiegelt jedoch längst nicht die wahre Spielstärke von Schär wieder, denn der junge Aargauer tritt nur sporadisch auf internationalem Parkett an. „Wir haben bewusst entschieden, dass ich nur die Turniere in der Schweiz bestreite. Wenn ich beispielsweise in Ungarn spielen würde, würde ich eine Woche fehlen in der Schule. Den ganzen Stoff nachzuholen, wäre sehr mühsam“, so Schär, der nach den Sommerferien die 3. Bezirksschule in Oftringen beginnt.

Selbstständige Trainings
Jonas Schär besucht keine Sportschule. Dank einigen Dispensen kann er trotzdem ein Trainingspensum von zehn bis zwölf Stunden pro Woche bewältigen. Dabei trainiert er jedoch lediglich zwei Mal wöchentlich in der Tennisschule Aarau West in Oberentfelden. Die restlichen Trainingseinheiten absolviert er selbstständig im Tennisclub Zofingen. Entweder mit Sparringpartnern oder mit seinem Vater, dem SRF-Tennisexperten Bernhard Schär. Ab und an trainiert er zudem im nationalen Leistungszentrum in Biel. Überhaupt läuft bei Jonas Schär alles etwas anders als bei vielen anderen Tennistalenten.
Er besucht nicht nur keine Sportschule und absolviert weniger geführte Trainings als viele andere, er spricht auch nicht davon, dass er dereinst die Tennisweltspitze aufmischen will. „Ich werde wohl nie ganz auf die Karte Tennis setzen, denn es ist sehr schwer davon zu leben“, gibt er zu bedenken und fügt an: „Aber werde ich mein Bestes geben und schauen, wie weit es reicht.“ Aus dem zweiten Teil seiner Antwort ist dennoch die kleine Hoffnung herauszuhören, dass es vielleicht doch klappen könnte mit einer Profikarriere – auch wenn er das nicht offen zugeben würde.
Mit seiner bodenständigen und ruhigen Art ist der grosse Bewunderer von Roger Federer bisher gut gefahren. Auch in Oberentfelden ist Schär erfolgreich ins Turnier gestartet. Sowohl im Einzel als auch im Doppel hat er dank seiner variablen Spielweise und dem wohldosierten Risiko in seinen Schlägen die erste Runde problemlos überstanden.

Text und Bild von Fabio Baranzini

Sonntag, 27. Juli 2014

Es geht wieder los in Teufenthal

Mit über 330 Nennungen in 16 Kategorien wird auch bei der 64. Austragung der Aargauischen Senioren Meisterschaften wieder hochklassiger Tennissport geboten.

Zum 64. Mal hintereinander lädt der TC Teufenthal zum 16-tägigen Grossanlass, zu den Aargauischen Tennismeisterschaften Senioren Outdoor ein. Über 330 Tennis-Begeisterte ab dem Jungseniorenalter (30 bei den Frauen, 35 bei den Männern) kämpfen vom 8. – 23. August auf der idyllischen Anlage des TC Teufenthal um den Titel “Aargauer Meisterin“ und “Aargauer Meister“. Aufgrund der stets erfreulich grossen Teilnehmerzahl wird an den Wochenenden zusätzlich auf den Plätzen des TC Suhr und bei Regen auch in Reinach gespielt.

Top Besetzung
Rund 400 Matches werden in diesen Tagen ausgetragen. Speziell zu beachten gilt es dabei das Tableau Herren 35+. Die Setzliste mit Alain Dedial (N4, 129, Hallen Schweizer Meister und Titelverteidiger, im Bild), Philippe Ruch (R1, Vorjahresfinalist), Eric Gloor (R2, Vize Schweizer Meister in der Halle) und Adrian Meier (R2, Vorjahreshalbfinalist) verspricht hochkarätigen Tennissport.
Wiederum einen grossen Erfolg verzeichnet das OK mit über 120 Nennungen in den Doppelkategorien. Dies wohl nicht zuletzt, weil hier in jeder Kategorie für die Erstrunden-Verlierer ein Trostturnier gespielt wird.

Nur wenig Frauen
Leider sind bei den Frauen auch dieses Jahr die Nennungen für alle Einzelkategorien sehr rar ausgefallen, sodass die Kategorien 30+ und 40+ sowie 45+ und 50+ zusammengelegt werden mussten, um spielbare Tableaus zu garantieren. 
Mit kulinarischen Highlights und einer Tombola mit tollen Preisen werden Spieler und Besucher in der neuen Pergola des TC Teufenthal verwöhnt. Die Doppelfinals finden am Freitag 22. August und die Finalspiele der Einzelkategorien am Samstag 23. August statt.

Weitere Infos finden Sie hier

Text vom OK der ATSM Teufenthal, Bild von Fabio Baranzini

Das Warten geht weiter

Stefanie Vögele (WTA 72) hat in dieser Woche zum sechsten Mal in ihrer Karriere die Halbfinals auf der WTA-Tour erreicht. Dabei unterlag sie der Serbin Bojana Jovanovski (WTA 40). 

Die Aufwärtstendenz bei der Aargauerin Stefanie Vögele ist nicht zu übersehen. Nach einem schwierigen Jahr mit vielen Erstrundenniederlagen (alleine fünf bei sechs Turnieren seit Ende April) hat die 24-Jährige in den vergangenen Wochen den Tritt wieder gefunden. In Bad Gastein reichte es für die Viertelfinals, vor einer Woche schaffte sie es in Istanbul immerhin die zweite Runde. Diese Woche kam es noch besser.
In der Hauptstadt Aserbaitschans, in Baku, spielte Vögele stark. Nach einem problemlosen Auftaktsieg über Alexandra Cadantu (WTA 131) aus Rumänien, fegte sie in der zweiten Runde die topgesetzte Sorana Cirstea (WTA 29) gleich mit 6:1, 6:1 vom Platz. Diese Partie dauerte nicht mal 50 Minuten. Ihre gute Form konnte Stefanie Vögele dann auch in den Viertelfinals bestätigen, als sie gegen die Israelin Sahar Peer (WTA 90) in drei Sätzen mit 6:2, 2:6, 6:4 gewinnen konnte. 

Gute Chance vertan
Im Halbfinal - ihrem ersten seit dem Turnier in Luxemburg Mitte Oktober des letzten Jahres - wartete dann Bojana Jovanovski. Gegen die Serbin hatte Vögele bereits zwei Mal gespielt und dabei ein Match gewonnen. Das dritte Duell war eine hart umkämpfte Angelegenheit, bei der am Ende Vögele den Kürzeren zog. Sie rettete sich zwar nach verlorenem Startsatz in den entscheidenden dritten Durchgang und führte dort mehrmals mit Break, doch am Ende musste sie sich mit 2:6, 6:2, 4:6 geschlagen geben. Damit wartet Stefanie Vögele weiterhin auf ihre erste Finalteilnahme bei einem WTA-Turnier. Mittlerweile hat sie bereits sechs Mal in der Vorschlussrunde verloren. 
Trotz der ärgerlichen Niederlage wird Stefanie Vögele in der Weltrangliste einige Plätze gut machen und wieder in den Top 70 geführt werden. 

Text von Fabio Baranzini, Bild von Facebook 

Samstag, 26. Juli 2014

Ausbau auf Kosten der Regionalen


Zugegeben, die Zukunft der Swiss Junior Trophy klingt verlockend. Was gibt es für Tennisfans schöneres, als direkt vor der eigenen Haustüre die künftigen Superstars der Tennisszene zu beobachten? Aus Sicht von Turnierorganisator Freddy Blatter leuchtet es daher ein, dass er den Upgrade des Turniers gemeinsam mit dem Schweizerischen Tennisverband mit aller Kraft vorantreibt. Wer jährlich weit über 100 000 Franken in die Hand nimmt, der soll dafür auch mit den besten Spielern belohnt werden. Und natürlich spricht auch nichts dagegen, das Turnier in professionellere Bahnen zu lenken.
Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Denn aufgrund des Ausbaus des Turniers wird es für die nationalen und vor allem für die regionalen Top-Junioren beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, an der Swiss Junior Trophy in der Kategorie U18 mitzuspielen. Genau das, was Blatter stets als Ziel seines Turniers angegeben hat – dass die regionalen Spieler erste Erfahrungen auf internationalem Parkett sammeln können – wird in der Kategorie U18 nicht mehr möglich sein. Bereits in diesem Jahr sind die Auswirkungen des Ausbaus zu einem Grad-3-Turnier massiv: Bei den Juniorinnen und bei den Junioren schafft es nur je ein Akteur aus der Schweiz direkt ins Hauptfeld. Die besten Aargauerinnen und Aargauer folgen gar erst auf der Warteliste für einen Platz in der Qualifikation.
Natürlich besteht auch in Zukunft die Chance, dass die regionalen Spieler dank Wild Cards antreten können. Aber realistisch betrachtet, macht dies wenig Sinn, denn die Nachwuchsathleten werden auf diesem Niveau heillos überfordert sein. Unter dem für Organisatoren, Verband und Zuschauer reizvollen Ausbau der Swiss Junior Trophy zu einem Topevent leidet am Ende die regionale Spitze.

Text von Fabio Baranzini

Freitag, 25. Juli 2014

Die Stars von Morgen in Oberentfelden

Die am Samstag beginnende Swiss Junior Trophy in Oberentfelden wird in der Kategorie U18 erstmals als Grad-3-Turnier durchgeführt. Doch Organisator Freddy Blatter (im Bild) plant bereits den nächsten grossen Schritt für sein Turnier.


Das Projekt hört sich vielversprechend an: Innerhalb von drei Jahren will Freddy Blatter die Swiss Junior Trophy in der Kategorie U18 zu einem Grad-1-Turnier machen, also zu einem der grössten Juniorenturniere weltweit nach den vier Grand-Slam-Events. Sollte ihm dies gelingen – und die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn auch der Schweizerische Tennisverband ist an der Realisierung dieses Projekts sehr interessiert – würden sich schon bald die besten Nachwuchscracks der Welt über die Sandplätze in Oberentfelden jagen. «Das wäre absolutes Spitzentennis und die Zuschauer würden Athleten sehen, die sie ein oder zwei Jahre später bereits im Fernsehen bestaunen können», sagt Freddy Blatter.
Der Beweis dafür wurde in jüngster Vergangenheit geliefert: Das Schweizer Supertalent Belinda Bencic, das mittlerweile bereits zu den Top 70 bei den Profis gehört, hat noch vor einem Jahr bei Grad-1-Turnieren auf der ITF-Tour mitgespielt. Genauso die Kanadierin Eugenie Bouchard, die in diesem Jahr bei allen drei Grand-Slam-Turnieren mindestens im Halbfinale stand. Sie lief zuletzt im Sommer 2012 bei einem Juniorenturnier dieser Kategorie auf.

Budget massiv aufgestockt
Mit dem Ausbau des Turniers wird aber nicht nur das Spielniveau höher, sondern auch das ganze Drumherum professionalisiert. In Zukunft soll eine Tribüne aufgestellt werden, die Zuschauer sollen Eintritt bezahlen und auf den Plätzen wird es Ballkinder geben. Von bis zu 300 Zuschauern am Finalwochenende träumt Blatter. «Das Turnier soll zu einem richtigen Event werden, den man gerne besucht», so der Organisator. Bereits in diesem Jahr gibt es einen Shuttleservice für die Spieler, die in der Kategorie U18 im Hauptfeld stehen, und für ihre Trainer sind Kost und Logis gratis. Deswegen wurde das Budget in diesem Jahr um 45'000 Franken auf insgesamt 123 000 Franken erhöht. Auch das Austragungsdatum wurde nach hinten geschoben. «So können die Spieler, die an der Europameisterschaft in Klosters gespielt haben, eine Woche später gleich noch an einem zweiten, gut besetzten Turnier in der Schweiz teilnehmen», erklärt Blatter.
Die Rechnung scheint aufzugehen. Aufgrund des Upgrades des Turniers und der Verschiebung des Austragungsdatums sind sowohl bei den Junioren als auch bei den Juniorinnen Athleten nahe der Top 100 der Juniorenweltrangliste am Start. Der Franzose Clement Larriere (ITF 123) und die Russin Adeliya Zabirova (ITF 127) werden das Turnier anführen. Die Schweizer Akteure dürften in diesem Jahr keine Chancen haben, um den Titel mitzuspielen. Noch schwieriger wird es für die regionalen Spitzenspieler, die sogar auf Wild Cards angewiesen sind, um an der Qualifikation teilnehmen zu können, da sie diesen Cut aufgrund ihrer Weltranglistenposition nicht schaffen.

Mehrheit aus der Schweiz
Ganz anders sieht es in den Kategorien U14 und U16 aus, die zeitgleich ausgetragen werden. In diesen beiden Konkurrenzen hat Turnierorganisator Freddy Blatter kein Upgrade geplant. Nach wie vor sollen hier die nationalen und auch die regionalen Junioren eine Chance erhalten, sich mit der internationalen Konkurrenz zu messen. In allen Konkurrenzen der U14- und U16-Kategorie bilden die Schweizer Nachwuchsathleten denn auch die grosse Mehrheit. Beinahe die Hälfte aller Athletinnen und Athleten, die im Hauptfeld antreten, haben einen Schweizer Pass. Ursprünglich hatten sich beinahe 2000 Juniorinnen und Junioren aus der ganzen Welt für die Swiss Junior Trophy in Oberentfelden angemeldet gehabt.

Text und Bild von Fabio Baranzini