Donnerstag, 30. Januar 2014

Zur Elite der Junioren zu gehören, ist Pflicht

An kleineren internationalen Juniorenturnieren wie der morgen beginnenden Swiss Junior Trophy in Oberentfelden werden die Grundsteine für erfolgreiche Profikarrieren gelegt.

Morgen ist es wieder soweit. Über 800 Nachwuchsspieler aus der ganzen Welt haben sich angemeldet, um an der Swiss Junior Trophy in Oberentfelden um wichtige Punkte fürs ITF-Ranking, das Junioren-Pendant zur ATP-, respektive WTA-Tour bei den Profis, zu kämpfen. Organisator Freddy Blatter, der das Turnier zum fünften Mal durchführt, verfolgt nach wie vor das Ziel, mit dem Event der 4. Kategorie den nationalen und regionalen Junioren eine Chance zu geben, sich mit der ausländischen Konkurrenz zu messen. Doch welche Bedeutung hat die ITF-Tour in der Karriere eines angehenden Tennisprofis überhaupt? Und wie funktioniert diese?
Die erste Frage lässt sich mit einer statistischen Kennzahl, die der Schweizerische Tennisverband herausgegeben hat, leicht beantworten: 79% aller Top 100 Spieler bei den Profis haben bereits bei den Junioren eine Top-50-Platzierung erreicht. „Es gibt immer Ausnahmen, aber man kann schon sagen, dass man bei den Profis nur dann eine Chance hat, wenn man schon bei den Junioren zu den Besten gehört hat - aber selbst das ist noch längst keine Erfolgsgarantie“, so Blatter. Doch zu den besten 50 Nachwuchsspielern der Welt zu gehören, ist ein schwieriges Unterfangen. Bei den Juniorinnen werden aktuell über 2000 Athletinnen in der Weltrangliste geführt, bei den Junioren sind es nur unwesentlich weniger. Ranglistenpunkte (Einzel- und Doppelpunkte werden addiert, wobei die Doppelpunkte lediglich zu einem Viertel zählen) gibt es bei jedem Turnier zu gewinnen. Und davon gibt es eine ganze Menge - allein in der ersten Jahreshälfte 2014 sind es weltweit beinahe 200.

Grand Slams als Schaufenster
Natürlich können die angehenden Tennisprofis nicht bei allen Events gleich viele Punkte ergattern, denn die Turniere sind in sieben Kategorien (Grad A und B, sowie Grad 1 – 5) unterteilt, wobei bei den Grad A und B Turnieren am meisten Punkten verteilt werden. Wer bei diesen Events mitmischen will, muss jedoch bereits ein Ranking in der Region von Rang 100 aufweisen, für die Grand Slam Turniere sind gar die Top 60 Pflicht. „Die Grand Slams müssen das Ziel jedes Juniors sein, denn nur dort kann er sich Agenturen und Sponsoren zeigen, die ihn dann bei der Fortsetzung seiner Karriere unterstützen“, sagt Blatter. Um sich in die dafür notwendigen Ranglistenregionen vorzuarbeiten, braucht es Turniere in den untersten Kategorien wie die Swiss Junior Trophy, bei denen die Einstiegshürde vergleichsweise tief ist und auch Athleten ohne Ranking zumindest in der Qualifikation antreten können.

Starkes Teilnehmerfeld
Dass das Turnier in Oberentfelden ein optimales Einstiegsturnier ist, zeigt ein Blick auf die Teilnehmerlisten der letzten vier Jahre. Da haben beispielsweise Karin Kennel, die später die Top 10 der Juniorinnen knackte und Vize-Europameisterin wurde, oder Jil Belen Teichmann (im Bild) und Marko Osmakcic, die letzte Woche im Hauptfeld der Junioren Australian Open standen, teilgenommen. Die Chancen stehen gut, dass in Oberentfelden auch in diesem Jahr der eine oder andere Nachwuchscrack spielt, der später von sich reden macht, denn für ein Grad 4 Turnier ist die Swiss Junior Trophy gut besetzt.

Text und Bild von Fabio Baranzini

Montag, 20. Januar 2014

Viele Änderungen, aber (noch) wenig Erfolg

Am Wochenende fand im Sportworld Baregg in Baden die Aargauische Seniorenmeisterschaft statt. 49 Senioren aus der ganzen Schweiz kämpften dabei um Titelehren - Seniorinnen haben sich keine angemeldet. 

Mit viel Elan und interessanten Ideen machten sich der neue Veranstalter der Aargauischen Seniorenmeisterschaften, das Sportcenter Sportworld Baregg, gemeinsam mit dem Senioren Verantwortlichen des ATV, Robert Vögtlin, an die Organisation der kriselnden kantonalen Hallen Senioren Meisterschaften. Neben dem Austragungsort wurde das Datum in den Januar verlegt, die Tableaus wurden für ausserkantonale Spieler geöffnet und es wurde im Modus des Tableau avancé gespielt, so dass stets zuerst mehr oder weniger gleich starke Akteure aufeinander trafen. Was in der Theorie vielversprechend klang, wich in der Praxis der Ernüchterung. 
Nur gerade 49 Anmeldung sind bei den Senioren eingegangen, bei den Seniorinnen nicht einmal eine einzige. "Das ist eine Enttäuschung, aber wir werden das Handtuch noch nicht werfen. Ich glaube die Veränderungen gehen in die richtige Richtung, allerdings gibt es noch Verbesserungspotenzial für das nächste Jahr, wo wir sicher nochmals einen Versuch starten werden. Es wäre sehr schade, wenn die Aargauischen Seniorenmeisterschaften im Winter einfach so von der Bildfläche verschwinden würden", erklärt Robert Vögtlin. Beim nächsten Mal, soll das Datum besser gewählt werden, damit es sich nicht wie in diesem Jahr mit der Team Trophy im Sportcenter Wase und den offenen Freiämter Seniorenmeisterschaften in Wohlen überschneidet. 

Zwei Titel für Teufenthal
Zum sportlichen Aspekt dieser Meisterschaften: Das grösste Tableau gabs in der Kategorie 35+, das mit je zwei R3- und R4-Spielern auch ansprechend besetzt war. Am Ende setzte sich Deon Bowman (R3, TC CIS Wase) durch. Im Halbfinale bezwang er mit Roger Humbel (R4) die Turniernummer drei souverän mit 6:1, 6:0 und profitierte im Endspiel von der Aufgabe seines Gegners Franko Bujan (R5, TC Huba) beim Stande von 4:0. In der Kategoie 45+ gewann mir René Schwendimann (R5) ein Vertreter des TC Teufenthal. Schwendimann setzte sich im Finale gegen den top gesetzten Roger Bieler (R5, TC Airport Bassersdorf) sicher mit 6:2, 6:2 durch. 
Einen zweiten kantonalen Titel gabs für den TC Teufenthal in der Kategorie 55+, wo Rolf Zimmermann (R6) obenaus schwang. In der ersten Runde wäre Zimmerman allerdings beinahe an Reto Iten (R7, TC Lenzburg) gescheitert, gewann er doch erst im Tie Break des dritten Satzes. Stark besetzt war die Kategorie 60+ mit nicht weniger als sechs (!) R4-Spielern. Im Finale kam es zu einem Aargauer Duell zwischen der Turniernummer zwei Ruedi Buergi (R4, TC Wohlen Niedermatten) und dem ungesetzten Herbert Gloor (R4, TC Buchs). Gloor, der in den ersten beiden Runden zwei Mal über die volle Distanz musste, zeigte im Endspiel eine souveräne Leistung und bezwang Buergi gleich mit 6:0, 6:1. 
Bei den Ältesten - den Teilnehmern in der Kategorie 70+ - war Peter Schoch (R4, TC Wettingen) der klar beste Spieler. Er gewann seine beiden Gruppenspiele gegen Milan Makanec (R5, TC Obersiggenthal) und Kurt Ernst (R7, TC Entfelden) jeweils in zwei Sätzen. In der einzigen Doppelkonkurrenz, die ausgetragen wurde (35 - 50+), holten sich Jürg Holenweger (R7) und René Bolliger (R3) den Titel.

Text von Fabio Baranzini

Sonntag, 19. Januar 2014

Neues Mitglied im ATV-Vorstand

Am vergangenen Freitag fand in Berikon die 76. Generalversammlung des Aargauischen Tennisverbandes statt. Die anwesenden Vertreter der Aargauer Tennisclubs und -center fällten dabei drei wichtige Entscheidungen. 

Bevor im Restaurant "Grüene Bode" über Sachthemen und Budgetfragen diskutiert wurde, stand ein ganz besonderes Traktandum auf dem Programm: Die drei Junioren Jason Stüssi, Matteo Barberio und Justin Stüssi (2. und 3. Bild) vom Tennisclub Mellingen wurden für den Gewinn des U12-Junioreninterclub Schweizer-Meister-Titels von der Juniorenverantwortlichen des ATV, Anita Güntensperger, ausgezeichnet. 
Kurz darauf wurde im Saal erstmals heftig diskutiert. Anlass war die Kürzung des Budgetpostens für das Kids Tennis von 10'000 auf 3'000 Franken. Mit diesem Geld subventionierte der ATV Projekte zur Nachwuchsförderung in Aargauer Tennisclubs und Tenniscentern. Der Vorstand begründete die Reduktion damit, dass im vergangenen Jahr kaum unterstützungwürdige und innovative Projekte eingereicht worden seien. Daraufhin erhoben mehrere Clubs, darunter der TC Frick, der TC Wohlen Niedermatten und das Tenniscenter Aarau West Einsprache und forderten, dass der Budgetposten gleich belassen werden solle wie im Vorjahr, denn die Kids seien ja schliesslich die Zukunft des Tennissports. Am Ende einigte man sich darauf, dass die vom ATV vorgeschlagenen 3'000 Franken budgetiert werden, der Vorstand jedoch die Kompetenz hat, vielversprechende Projekte auch über diesen Betrag hinaus zu unterstützen. Zudem sollen die nach wie vor fehlenden Richtlinien, wofür die Clubs und Center wie viel Geld erhalten, bis zur nächsten GV vorgelegt werden.

Unterstützung für die kantonalen Meisterschaften angenommen
Fritz Gollonitsch, der Eventverantwortliche des ATV, informierte die Anwesenden danach über den vom Vorstand ausgearbeiteten Vorschlag zur Unterstützung der kantonalen Meisterschaften. Insgesamt sollen im nächsten Jahr 14'000 Franken (6'000 für die Aktiven Outdoor Meisterschaften und je 2'000 für die Junioren und Senioren Meisterschaften Indoor und Outdoor) ausgeschüttet werden. Mit dieser Unterstützung will der ATV den Veranstaltern unter die Arme greifen und die Ausrichtung einer solchen Meisterschaft für Clubs und Center attraktiver machen. Zudem können die Veranstalter die aargauischen Meisterschaften öffnen - also auch ausserkantonale Teilnehmer zulassen - und sie dürfen das Turnier mindestens zwei Jahre in Folge organisieren, was die Sponsorensuche und die Wiederverwertung des angeeigneten Know-hows der ersten Austragung vereinfachen soll. Die Vertreter der Clubs und Center haben diesen Vorschlag des ATV mit grosser Mehrheit angenommen.

Stephan Kyburz neu dabei
Neben der Wiederwahl des bisherigen Vorstands um Roland Polentarutti (Präsident), Lisbeth Speich (Finanzen), Fritz Gollonitsch (Events), Robert Vögtlin (Seniorenwesen), Heidi Gautschi (Aktuarin) und Anita Güntensperger (Junioren) wurde mit Stephan Kyburz auch ein neuer Mann in den Vorstand gewählt. Der 28-Jährige ist Präsident des TC Baregg-Baden, sowie Teilhaber und stellvertretender Geschäftsführer des Sportcenters Sportworld Baregg. Kyburz wird ab sofort das Ressort Sponsoring und Marketing übernehmen, das zuletzt vakant war.
Zum Abschluss wandte sich Mark Brunner, Präsident von Zürich Tennis und Mitglied des Zentralvorstands von Swiss Tennis, mit einer interessanten Präsentation rund um das Spitzentennis und die Frage, was es denn braucht, um sich als Profi durchzusetzen, ans Publikum. Seine Präsentation steht hier zum Download bereit:

Impressionen der 76. Generalversammlung des ATV

Text und Bilder von Fabio Baranzini

Dienstag, 14. Januar 2014

Keist, Schär und Lüscher an der Team-EM

Luca Keist, Jonas Schär und Sophie Lüscher wurden vom Schweizerischen Tennisverband für den Winter Cup - die Team Europameisterschaften der Alterkategorien U12 bis U16 - selektioniert. Sie werden Ende Januar die Schweizer Farben repräsentieren.

Die Nomination von Luca Keist (R1, Rothrist, U16) und Jonas Schär (R2, Oftringen, U14) dürfte in direktem Zusammenhang stehen mit den starken Leistungen der beiden an den Junioren Schweizer Meisterschaften, die vergangenes Wochenende über die Bühne gingen. Keist und Schär erreichte in ihren Alterskategorien jeweils das Endspiel. Als Belohnung wurden sie nun von Swiss Tennis Nachwuchschef Yves Allegro für den Winter Cup selektioniert. Genauso wie Sophie Lüscher (R4, Seengen, U12), die bei den Jüngsten an den Start gehen wird.

Türkei und Österreich
Bei diesem internationalen Wettkampf Ende Januar, sind die drei Aargauer jeweils Bestandteil eines Dreierteams. Keist wird gemeinsam mit Mirko Martinez, gegen den er den Final der SM verloren hatte, und Gabriel Currlin, den er in der zweiten Runde überraschend bezwungen hatte, im türkischen Mersin antreten. Schär spielt mit Damien Wenger und dem Solothurner Mischa Lanz in der türkischen Hauptstadt Istanbul und Sophie Lüscher wird sich zusammen mit Melody Hefti und Sara Paunovic in Ebreichsdorf (Österreich) mit der europäischen Konkurrenz messen.

Text von Fabio Baranzini, Bild von Carla Stampfli

Montag, 13. Januar 2014

Kennel will das Spieldiktat in die Hand nehmen

Nachdem die zweite Hälfte des letzten Jahres nicht ganz nach Wunsch verlief, ist Karin Kennel nun bereit, in ihrer ersten ganzen Saison bei den Profis voll anzugreifen.

In die Top 300, dort hätte es für Karin Kennel in der zweiten Saisonhälfte des vergangenen Jahres eigentlich hingehen sollen. Das erklärte sie zumindest im letzten Sommer, kurz nach dem sie die Silbermedaille an der Junioren-Europameisterschaft in Klosters gewonnen hatte. Doch es kam anders. Zuerst wurde sie von Komplikationen beim Heilungsprozess einer an sich harmlosen Fussverletzung eineinhalb Monate ausser Gefecht gesetzt und als sie mit Verspätung wieder ins Turniergeschehen eingreifen konnte, kassierte sie einige unnötige Niederlagen gegen deutlich schwächer klassierte Spielerinnen. „Ich war in diesen Partien zwar wieder fit, fiel aber in mein altes Spielschema zurück und agierte zu passiv. Bei den Profis kann ich es mir nicht mehr leisten, den Ball einfach nur ins Feld zu spielen und zu schauen, was passiert. Auf der Juniorentour hat das jeweils noch funktioniert“, gibt sich die 18-jährige Entfelderin selbstkritisch.

Keine Angst vor starker Konkurrenz
Das Jahr beendete Karin Kennel daher deutlich unter ihrer Zielsetzung auf Weltranglistenposition 463. Trotzdem blickt sie der neuen Saison zuversichtlich entgegen. Sie ist überzeugt, dass ihr Spiel bereits jetzt stark genug ist, um auch deutlich vor ihr klassierte Akteurinnen zu schlagen. Daher setzt sie sich bis im Sommer erneut die Top 300 der Welt als Ziel. „Ich muss mich dafür noch mehr darauf konzentrieren, das Spieldiktat in die Hand zu nehmen und die Ballwechsel zu dominieren“, weiss Kennel, die ihre Saison mit zwei kleineren Turnieren in Deutschland lancieren wird. Mitte Februar ist dann in Kreuzlingen der erste Auftritt an einem mit 25'000 Dollar dotierten ITF-Turnier geplant. Dass die Konkurrenz auf dieser höheren Turnierstufe noch stärker sein wird, bereitet der jungen Aargauerin aber keine Kopfschmerzen – im Gegenteil. „Das Ranking der Gegnerin ist mir egal. Ich schaue mir die Tableaus jeweils gar nicht so genau an, denn auf der anderen Seite steht ja auch nur eine Frau mit einem Racket“, meint sie schmunzelnd.

Bücher statt Facebook
Karin Kennel ist nicht nur auf dem Tennisplatz voller Tatendrang, sondern will auch bei ihrer Ausbildung zur Büro-Fachfrau, die sie vergangenen Sommer im Selbststudium in Angriff genommen hat, weiterhin Vollgas geben. „Die Schule gefällt mir sehr gut und mit dem Stoff bin ich bereits mehr als einen Monat voraus“, so Kennel. Die junge Entfelderin braucht offensichtlich die Kombination aus Sport und Ausbildung, um auf dem Tennisplatz erfolgreich zu sein. Nur Tennis zu spielen, das käme für Kennel nicht in Frage. „Andere surfen nach dem Training auf Facebook, ich lese dagegen ein Buch über Gesellschaft und Recht. Aber das stört mich nicht, denn ich finde es wichtig, sich auch mit Dingen ausserhalb des Tennissports zu befassen.“ Vielleicht ist es ja genau der Mix aus körperlicher Höchstleistung auf dem Tennisplatz und geistiger Arbeit hinter dem Schreibtisch, der Karin Kennel in der kommenden Saison zu neuen sportlichen Höheflügen antreibt.

Text und Bild von Fabio Baranzini