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Mittwoch, 29. Juli 2015

Viel Prominenz und ein Versprechen

Davis Cup Sieger Michael Lammer, Swiss Tennis Präsident René Stammbach und die Eltern von Roger Federer waren am Sponsorenabend der Swiss Junior Trophy dabei. Stammbach lüftete dabei das Geheimnis um den Austragungsort der Davis-Cup-Barrage gegen Holland.

Im Hinblick auf dieses Jahr ist die Swiss Junior Trophy zu einem Grad-2-Turnier aufgestiegen. Zum ersten Mal seit 15 Jahren gibt es in der Schweiz wieder einen Juniorenevent dieser Grösse – abgesehen von der Junioren-EM in Klosters. Entsprechend haben die Verantwortlichen gestern am Sponsorenabend mit der ganz grossen Kelle angerührt. So konnten während des gesamten Tages konnten alle Besucher der Swiss Junior Trophy die eindrückliche Davis-Cup-Trophäe bestaunen.
Doch nicht nur der Pokal der Schweizer Tennishelden fand den Weg vom nationalen Leistungszentrum in Biel nach Oberentfelden. Auch Ex-Profi Michael Lammer, der zum siegreichen Schweizer Davis Cup Team gehört hat, und Swiss Tennis Präsident René Stammbach kamen nach Oberentfelden. Selbst die Eltern von Roger Federer liessen es sich nicht nehmen und reisten in den Aargau. Durch den Abend führte SRF-Tennisexperte Bernhard Schär, der seine Aufgabe wie gewohnt souverän und mit viel Enthusiasmus erledigte.

Unerwartete Reaktionen
Der gestrige Abend stand ganz im Zeichen des Davis Cup. Gemeinsam mit Lammer und Stammbach blickte Schär nochmals auf dieses sporthistorisch Ereignis vom 23. November in Lille zurück, als das Schweizer Team - angeführt von Roger Federer und Stan Wawrinka - die „hässlichste Salatschüssel der Welt“ in die Schweiz geholt hatten. „Das war unglaublich. Nach dem Matchball sind alle Dämme gebrochen, schliesslich war der Davis Cup Sieg etwas, das wir über Jahre in unseren Köpfen gehabt haben“, blickt Lammer zurück. Gerade auch die Reaktionen der Fans nach der Rückkehr in die Schweiz seien speziell gewesen. „Dass mir Leute auf der Strasse auf die Schulter geklopft und zum Sieg gratuliert haben, war schon einzigartig“, so der Dübendorfer, der in der Zwischenzeit seine Profilaufbahn beendet hat. Beim Verband hat er als U14-Cheftrainer eine neue Aufgabe gefunden.

Davis-Cup-Barrage in Genf
Der Sieg im Davis Cup war die Vision von Swiss Tennis Präsident René Stammbach. Der Aargauer wurde dafür von vielen belächelt, als er 2006 das Amt als Verbandspräsident übernommen hatte. Vor allem auch deshalb, weil Roger Federer immer mal wieder auf eine Teilnahme am Nationenwettkampf verzichtet hatte. „Jetzt kann ich das ja sagen. Nach dem 0:5 in Kasachstan vor ein paar Jahren hat mir Roger versprochen, dass die Zeit für den Davis Cup noch kommen werde. Nach diesem Versprechen war ich ruhiger und gelassener“, meinte Stammbach mit einem Schmunzeln. Und der Präsident hatte gestern Abend noch eine wichtige Mitteilung zu machen: „Wir haben gerade vor wenigen Stunden entschieden, dass wir das Davis-Cup-Barrage-Spiel gegen Holland in der Palexpo-Halle in Genf spielen werden.“ Und Stammbach liess es sich auch nicht nehmen, bei seinem Besuch in Oberentfelden den Organisatoren der Swiss Junior Trophy zu danken. „Ich möchte Freddy Blatter und seinem Team zu diesem Anlass gratulieren und ich verspreche, dass Swiss Tennis euch unterstützen wird, beim Besterben, im nächsten Jahr ein Grad-1-Turnier zu organisieren.“ Schöne Aussichten also für die Swiss Junior Trophy.

Text und Bilder von Fabio Baranzini

Sonntag, 3. Februar 2013

«Wo bleiben Federers Sponsoren?»

Noch ist das Schweizer Tennis Weltklasse. Aber hinter Roger Federer und Stanislas Wawrinka klafft eine grosse Lücke. Im Interview erklärt Swiss Tennis Präsident René Stammbach, wie diese geschlossen werden soll und weshalb er von Federers Sponsoren enttäuscht ist.

René Stammbach, die Schweiz spielt in der Weltgruppe gegen Tschechien. Müssen wir damit rechnen, dass wir in Zukunft bald nicht mehr unter den besten 16 Nationen auftauchen? 

René Stammbach: Wir waren vor drei und vor sechs Jahren schon zweitklassig. Im Moment sind wir nicht schlecht aufgestellt. Wenn Wawrinka so spielt wie in den letzten beiden Wochen kann er zwei Einzel gewinnen und im Doppel hat man immer eine Chance.

Trotzdem, Federers Karriereende ist absehbar und auch Wawrinka wird nächsten Monat 28. Hinter diesen beiden klafft eine grosse Lücke. 
Wer das Spiel Laaksonen gegen Berdych gesehen hat, hat festgestellt, dass die Lücke gar nicht so gross ist. Aber es ist sicher so, dass es für die 15- bis 20-Jährigen sehr schwierig wird. Dort haben wir ein Loch, das lässt sich nicht wegdiskutieren.

Was unternimmt der Verband, um dieses Loch zu stopfen?
Wir haben in Biel 6,5 Millionen in den Ausbau des Leistungszentrums investiert. Zudem haben wir unser Team mit international renommierten Trainern, wie beispielsweise Glenn Schaap, der bereits Top-Ten-Spielerinnen trainiert hat, verstärkt. Das sollte in Zukunft positive Auswirkungen haben, ist aber keine Erfolgsgarantie. Wenn Geld und Trainer Spitzenspieler garantieren würden, kämen alle Top-Ten-Spieler aus Amerika, England und Frankreich.

Für wen wurde die Infrastruktur des Leistungszentrums ausgebaut? Momentan trainieren ja nur 17 Kaderspielerinnen und Kaderspieler in Biel. 
Das ist richtig. Hinzu kommen aber nochmals gleich viele zahlende Spieler, die in der Swiss Tennis Academy trainieren. Die Idee dahinter ist, dass wir so eine grössere Masse an Spielern haben, was unseren Kaderspielern zugute kommt. Diese haben so stets Sparringpartner auf ihrem Spielniveau. Das ist ein Faktor, den man nicht unterschätzen darf.

In der Academy hat es auch Nachwuchsspieler, bei denen klar ist, dass es nicht für eine Profikarriere reicht. Zudem stammt rund ein Drittel der Academy-Mitglieder aus dem Ausland Ist es wirklich die Aufgabe von Swiss Tennis, ausländische und mässig talentierte Schweizer Spieler zu fördern? 
Wie gesagt, wir brauchen die Masse, um die Sparringspartner für das Nationalkader zu haben. Ansonsten laufen die Academy und das Nationalkader völlig getrennt. Es gibt keine Überschneidungen bei der Nutzung der Infrastruktur oder bei den Trainern. Zudem ist die Academy auch aus finanziellen Gründen wichtig.

Dann ist die Swiss Tennis Academy also in erster Linie eine Geldmaschine. 
Nein, das ist sie nicht. Sie hilft aber, die getätigten Investitionen zu verzinsen und zu amortisieren. Zudem dient sie auch der Finanzierung des Normalbetriebs. Es ist aber nicht das Ziel, aus der Tennis Academy eine «Cash-Cow» zu machen.

Sie sprechen die Finanzen an. Wie sieht es beim Verband aus?
Wir stehen seit Jahren hervorragend da. So auch in diesem Jahr. Wir werden an der Delegiertenversammlung einen Gewinn von rund einer halben Million Franken bekannt geben können.

Kommen wir zurück zur Academy. Was erhoffen Sie sich vom Ausbau in Biel?
Wir haben jetzt ein Zentrum, in dem die Spieler wohnen, trainieren und zur Schule gehen können. Das ist sicher ein Fortschritt. Zudem streben wir eine engere Zusammenarbeit mit den regionalen Partner-Akademien des Verbands an. Vor drei Jahren haben wir mit fünf Partner-Akademien begonnen, heute sind es bereits fünfzehn. Das Ziel ist, dass wir auf neunzehn Stützpunkte kommen, sodass jeder Regionalverband eine Partner-Akademie hat. Diese Massnahmen sollten die Nachwuchsförderung in Bahnen lenken, die es ermöglichen, junge Spieler an die Spitze zu bringen.

Was verstehen Sie unter Spitze? 
Es ist klar, dass wir nicht in Federer-Dimensionen denken dürfen. Die Schweiz hat aber in den letzten Jahrzehnten mit Günthardt, Rosset und Hlasek regelmässig Spieler in der Region der Top 20 her- vorgebracht. Das ist in etwa der Bereich, an dem wir uns in der Schweiz orientieren müssen. Federer ist ein absoluter Glücksfall für die Schweiz.

Sind Sie enttäuscht, dass Roger Federer dieses Wochenende nicht Teil des Davis-Cup-Teams ist?
Wir müssen damit rechnen, dass er aufgrund der Familie und seines Alters nicht mehr so oft für den Davis-Cup zur Verfügung stehen wird. Dazu muss aber gesagt werden, dass Herr Federer uns nichts schuldet. Mit dem, was er fürs Tennis in der Schweiz und für den Verband getan hat, sind wir es, die ihm et- was schulden. Wer mich hingegen enttäuscht, sind Roger Federers Sponsoren.

Inwiefern? 
Credit Suisse, Jura, Lindt&Sprüngli sowie auch die National-Versicherungen picken sich, indem sie Roger Federer sponsern, einfach die Rosinen oben weg. Sie tragen aber absolut nichts zur Nachhaltigkeit im Schweizer Tennis bei. Wir konnten bisher keine dieser Firmen dazu bewegen, in den Nachwuchs zu investieren. Zum Teil haben wir nicht mal einen Gesprächstermin bekommen. 

Was wünschen Sie sich von den Firmen? 
Dass sie ein Zeichen setzen und sagen: «Hey, ihr habt einen guten Job gemacht bei der Ausbildung von Federer. Jetzt unterstützen wir euch, damit die Schweiz auch in Zukunft wieder Topspieler hat.» So wie Rolex; die machen extrem viel fürs Tennis und unterstützen nicht nur Federer. 

An welche Beträge denken Sie da? 
Wir reden natürlich nicht von denselben Summen, die diese Firmen Federer bezahlen. Sondern es geht um ein oder zwei Prozent davon. Das sind vielleicht 200 000 oder 300 000 Franken. Aber keine dieser Firmen ist bereit, uns zu unterstützen. 

Wofür benötigt der Verband das Mehrkapital, das generiert werden könnte? 
Mit dem Ausbau der Infrastruktur in Biel und der Verstärkung des Trainerteams sind wir bezüglich der Trainingsbedingungen für die Zukunft gut aufgestellt. Aber was die Turniermöglichkeiten für die Nachwuchsspieler angeht, sind wir sackschwach. 

Was müsste getan werden? 
Wir bräuchten Geld, um sowohl bei den Junioren als auch auf der untersten Stufe der ATP- und der WTA-Tour mehr Turniere zu organisieren. Diese sind extrem wichtig für den Nachwuchs, damit sie Punkte sammeln können. Das ist genau der Grund, weshalb beispielsweise die Spanier so viele gute Spieler haben. In Spanien haben sie praktisch jede Woche die Möglichkeit, auf allen Spiellevels und in allen Alterskategorien Punkte zu gewinnen. Optimal wäre, wenn wir Sponsoren finden könnten, die eine gute Turnierbasis für den Nachwuchs finan- zieren. Glamour und Cüpli trinken ist gut und recht, aber am Ende des Tages geht es doch auch um Nachhaltigkeit und Verantwortung.

Text von Fabio Baranzini und Michael Wehrle, Bild von der Agentur Keystone